Seit fünf Jahren ist Hasan Salihamidzic als Sportdirektor/Sportvorstand beim FC Bayern im Amt – und hat in dieser Zeit immerhin 14 Titel (mit)gewonnen. Eine beeindruckende Bilanz. Trotzdem sieht sich „Brazzo“ regelmäßig harter Kritik ausgesetzt. Die Vorwürfe: Bei seinen Wunschspielern (Leroy Sané/50 Millionen, Lucas Hernandez/80 Millionen oder Dayot Upamecano/42 Millionen) stimme das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. Langjährige Leistungsträger wie Niklas Süle, David Alaba oder Jerome Boateng lässt der Klub hingegen ablösefrei ziehen. Und Transfer-Flops wie Michael Cuisance, Bouna Sarr oder Marc Roca nehmen Talenten aus dem eigenen Nachwuchs die Kaderplätze im Profi-Team weg.
Das zu frühe Ausscheiden im Champions-League-Viertelfinale gegen Villarreal war Wasser auf die Mühlen der externen und internen Salihamidzic-Kritiker. Daran änderte auch der Gewinn der zehnten Meisterschaft in Folge nichts. Dass der Königsklassen-K.-o. den Münchner Sportvorstand immer noch wurmt, wurde am Sonntag in der Talkrunde Sky 90 deutlich – und der Frust wird den Titelkampf in der kommenden Saison noch einseitiger machen. Salihamidzic versprach, dass die Bayern nach dem Titelgewinn die Saison aufarbeiten, „jeden Stein umdrehen“ und „richtig attackieren“ werden. Für ihn ist klar: „Die Jungs, die das gegen Villarreal erlebt haben, werden im nächsten Jahr nicht auch nur ein Prozent zu wenig geben.“
Auch bei der Marschrichtung für 2022/2023 sparte der 45-Jährige nicht mit markigen Ankündigungen: „Wir werden mit dem Trainer in die Analyse gehen, wir werden planen. Und dann wird es knallen nächstes Jahr!“ Mit dieser Wortwahl erinnert er doch stark an den Erfinder der Abteilung Attacke: Uli Hoeneß. Die Konkurrenz wird genau hingehört haben. Dass national keine Mannschaft dem FC Bayern auch nur annähernd Paroli bieten kann, ist nicht nur für das internationale Ansehen der Bundesliga schädlich, sondern auch für die Bayern selbst. Denn die Spannung ist in München meist schon Ende März verflogen, weil die Meisterschaft zu diesem Zeitpunkt so gut wie unter Dach und Fach ist.
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