999 Spiele – und Meister?

von Redaktion

EHC-Trainer Don Jackson bringt sich lachend um ein Jubiläum

VON GÜNTER KLEIN

München – Der EHC München hat die Best-of-Five-Halbfinalserie in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 3:0 Segen gegen Wolfsburg schnell hinter sich gebracht – und somit eine mögliche große Geschichte zerstört. Denn ein Weiterkommen erst nach einem vierten oder fünften Match hätte die schöne Option gewahrt, dass Don Jackson, der Trainer, diese Saison noch in seinem 1000. Spiel in der Liga coacht. Und punktgenau zum Jubiläum die Deutsche Meisterschaft liefert. Doch so, wie es im Halbfinale gelaufen ist, funktioniert es nicht mehr: Don Jackson steht bei 994 Partien. Da das Finale gegen die Eisbären Berlin oder die Adler Mannheim (in der Serie steht es 2:1) über maximal fünf Runden geht, wird er höchstens auf eine 999 kommen.

Der 65-Jährige lacht, wenn er auf den „Jackson-Counter“ angesprochen wird. Er selbst hat es nicht so mit dem Zählen. „Ich habe mein 900. oder mein 950. Spiel gar nicht bemerkt“, sagt er, „ich bin einfach nur glücklich, hier zu sein.“ Doch in der Familie gibt es jemanden, der Statistik führt: seine Tochter. Ihr fiel vor Jahren auf, dass der Papa auf das 600. Spiel in Deutschland an der Bande zustrebte – und machte das öffentlich. Seitdem läuft das Zählwerk.

Normal wäre Jackson schon über der 1000er-Marke. Doch in seinen nunmehr acht Jahren in München hat er drei Auszeiten genommen. Einmal reiste er für ein Wochenende nach Edmonton, weil dort eine Jubiläumsfeier der Oilers stattfand: Er hatte als Verteidiger zur großen Mannschaft der 80er-Jahre um Wayne Gretzky gehört, war zweimal am Gewinn des Stanley Cup beteiligt. Vor zwei Jahren war Jackson für mehrere Wochen weg, seine Ehefrau musste sich in den USA von einer schweren Operation erholen, er stand ihr bei. Diese Saison war Don Jackson selbst krank. Auch ihn erwischte die Corona-Welle im Oktober: Drei Partien musste er sich von Niklas Hede vertreten lassen.

2021/22 ist eine bewegte, aber gute Saison für Jackson. Jeder andere Coach in der DEL wäre infrage gestellt worden nach einem Dezember mit neun Niederlagen in elf Punktspielen – oder hätte massiven Ärger bekommen nach seiner Skandalaussage in Mannheim, als er den Adler-Spieler Matthias Plachta des betrügerischen Hinfallens bezichtigte und demonstrativ die Pressekonferenz verließ. Als der EHC auf Platz sechs absackte, galt Jackson als Trainer von gestern. Doch er nahm Korrekturen vor, führte sein Team auf Platz zwei – „und nun sind wir einen Schritt von der Meisterschaft entfernt“. Sein großer Gegenspieler an der Bande, Pavel Gross, wurde derweil in Mannheim gestürzt – die Spieler begehrten auf.

Don Jackson ist in der DEL nie entlassen worden. Dabei spielte Deutschland in seiner Lebensplanung keine Rolle. Er hatte einen Co-Trainer-Job in der NHL. Als in dieser 2005 wegen Tarifstreitigkeiten nicht gespielt wurde, flog Jackson zu einem Länderturnier nach Budapest und fragte deutsche Journalisten, ob sie einen Club wüssten, wo er ein bisschen mitarbeiten könnte – gratis. Er kam als Assistent in Berlin unter, wurde später Chef. . So begann es mit den aktuell 994 Spielen.

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