Der digitale Kimmich für 288 000 Euro

von Redaktion

Fußball, Basketball und Football – NFTs spielen eine immer größer Rolle im Sport

Schnelle Autos, teure Uhren oder auch Steaks mit Gold verziert. Sportstars zeigen sich in der Öffentlichkeit gerne mit Statussymbolen. Immer mehr Profis steigen jetzt aber in die digitale Welt ein und beschäftigen sich mit NFTs (zu Deutsch etwa „nicht ersetzbare Wertmarken“). Früher sammelten Fans Autogrammkarten der Stars, nun können sie digitale Bilder erwerben, deren Rechte sie dann exklusiv besitzen. So wurde eine Sammelkarte von Bayern-Star Joshua Kimmich etwa online für 287 599 Euro versteigert. Wir geben einen Überblick, wie sich der Sport mit digitalen Innovationen beschäftigt.

Mario Götze: Für Mario Götze (29) gibt es nicht nur Fußball. Viele seiner Berufskollegen beschäftigen sich während der Karriere mit schnellen Luxus-Autos, der Offensiv-Star von Holland-Topklub PSV Eindhoven interessiert sich dagegen für Wirtschafts-Themen. „Ich bin grundsätzlich ein neugieriger Mensch und schaue mir gerne verschiedene Dinge an, um meinen Horizont zu erweitern. Ich habe viel gelesen und mich mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen unterhalten“, verrät der 29-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Inspiration holt sich der WM-Held von 2014 dabei vor allem in den USA. Athleten aus der Basketballliga NBA und der American Football Liga NFL beschäftigen sich beispielsweise mit Investments in Venture Capital, Beteiligungen in Startups oder der Gründung von Stiftungen. „Damit habe ich mich dann intensiver befasst und Ideen mitbekommen, die vielversprechend klingen. Das Faszinierende, was man dabei feststellt ist, das zwischen Business und Fußball durchaus Parallelen sind“, so Götze.

Was der Ex-Bayern-Star meint: „Auf beiden Seiten arbeiten junge Menschen im Team an einer gemeinsamen Vision. Egal ob junge Gründer, ob Künstler oder Fußballer – alle kommen irgendwann an den Punkt, an dem Mut erforderlich ist und man Risiken eingehen muss.“ So sei er schließlich auch beim Thema NFT (Erklärung siehe Interview) gelandet. Am 5. Januar dürften sich viele seiner Fans gefragt haben, was das für ein verpixeltes Bild sei, das Götze auf seinem offiziellen Twitter-Account gepostet hatte. Es zeigt einen lässig rauchenden Affen mit Kappe. Ein Teil des angesehenen NFT-Projekts Smol Brains, zu dem Bilder von Affen gehören, deren Hirn mit zunehmenden IQ immer größer wird. „Ich finde es spannend, weil NFTs Nutzungsmöglichkeiten bieten, die eine breitere Masse ansprechen können. Das vereint so viele Aspekte: Community, Games, Collectibles, Proof of Ownership“, erklärt Götze. „Das digitale Rad dreht sich immer weiter, durch die Pandemie wurde es meines Erachtens nach sogar noch beschleunigt.“

Am 3. April änderte Götze sein Twitter-Profilbild. Es zeigt einen Jungen im Manga-Comic-Stil. Einer von 20 000 Avataren des NFT-Projekts zwischen dem japanischen Star-Künstler Takashi Murakami und dem virtuellen Fashion-Kollektiv RTFKT Studios, das inzwischen von Nike – Götzes Ausrüster – gekauft wurde. Zu erwerben sind diese beliebten Avatare aktuell auf dem NFT-Marktplatz OpenSea mittels der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum. Der günstigste Clone kostete zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels umgerechnet 57 183,73 Euro. Übrigens: Auch Toni Kroos besitzt eigene NFTs. Einen Großteil der Erlöse spendete der Madrid-Star an eine Flüchtlingsorganisation der UN.

Fußball: Das Thema NFTs hat auch den FC Bayern erreicht. Die Münchner nehmen beispielsweise am Fantasy Football Game Sorare, das bereits über 230 Ligen und Vereine als Partner für sich gewinnen konnte, teil. Digitale Sammelkarten in Form von NFTs von Fußballspielern können gehandelt und im integrierten Managerspiel eingesetzt werden. Dabei können Preise wie seltene Karten, Tickets zu Fußballspielen oder Geldpreise gewonnen werden. Wahnsinn: Erst Anfang März erzielte die einzigartige NFT-Karte von Youngster Jamal Musiala (19) in einer Auktion einen Verkaufspreis von 108 953,22 Euro. Noch wertvoller: Die Karte von Joshua Kimmich (27). Diese wurde kurz darauf für 287 599 Euro versteigert. Zum Vergleich: Eine Karte von Lionel Messi (34/Paris Saint-Germain) kam auf 234 87 Euro. Fakt ist: Kryptowährungen werden zu einem immer größer werdenden Thema bei Fußballklubs. Beispielsweise haben Juventus Turin, Paris Saint-Germain und auch Manchester City bereits ihre eigenen digitalen Zahlungsmittel. Inhaber der Fan-Token sollen so noch näher in Entscheidungen des Vereins miteingebunden werden. Juve ließ über seine Tor-Hymne abstimmen, PSG ließ seine Fans wählen, welcher Spruch auf der Kapitänsbinde stehen soll. Zudem können Fans über den Token besondere Preise gewinnen.

Gedanken über eine eigene Währung macht man sich auch beim FC Bayern, wie Oliver Kahn (52) zuletzt im Klub-Podcast erwähnte. „Wollen wir das auch? Wollen wir in diese Bereiche hineingehen? Die ganzen Fragen der digitalen Welt werden nicht am Fußball vorbeigehen“, erklärte der Vorstands-Boss. Dem Münchner Vorzeigeverein sei aber wichtig, weiterhin Tradition und Moderne zu verbinden.

Basketball/Football: Auch die Basketballer des FC Bayern gehen neue Wege. In Kooperation mit dem Berliner Start-Up Fanzone wurden 43 Motive des aktuellen Kaders als NFTs rausgebracht – als erstes Team in der Euroleague. Die Sammelkarten gibt es in den Seltenheitsstufen Common (3000 Stück), Epic (500) und Legendary (100). Für NFT-Besitzer, die ihre FC Bayern Basketball-Kollektion bis Saisonende vervollständigt haben, winken Preise. Etwa eom Wurftraining mit Andi Obst oder eine Tour durch die Kabine mit Nihad Djedovic. „Mit meinen engen Kontakten in die NBA und zu meinen Freunden, die dort noch spielen, weiß ich, wie großartig NFTs für Fans sein können und ich bin sehr glücklich, dass mein Verein jetzt ein eigenes NFT-Projekt startet“, sagt Paul Zipser. In der US-Sportwelt spielen die digitalen Innovationen schon lange eine große Rolle. Laut einer Studie von „Deloitte“ sollen 2022 mit Sport-NFTs zwei Billionen Dollar generiert werden. Vier bis fünf Millionen Sportfans sind laut der Studie im Besitz von eigenen NFTs. N. M. SCHMITZ, P. KESSLER

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