Hamilton am Tiefpunkt

Es gibt zwei Gründe

von Redaktion

RALF BACH

Die schlechte Laune ließ Sir Lewis Hamilton (36) nach dem Qualifying in Imola so richtig raus. „Verdammt, wo fahren wir eigentlich rum?“ schnauzte der Superstar der Königsklasse nach seinem 13. Platz seinen Boss Toto Wolff an. Der Teamchef antwortete etwas beschwichtigendes, das man aber nicht verstehen konnte. Später lobte er brav den siebenfachen Weltmeister, der jetzt schon eine Art Götzenfigur für die „Silberpfeile“ ist. Wolff nahm seine Ikone in Schutz: „Ich denke, beide Fahrer geben im Moment ihr Bestes und übertreffen das Auto.“

Fest steht aber: Es läuft im Moment nicht für den wichtigsten Fahrer, den die automobile Königsklasse in ihrem Fahrerfeld hat. Sein Mercedes ist nur noch dritte Kraft. Und das aus zwei Gründen. Erstens: Der Motorvorteil, den Mercedes seit der Einführung der Hybridära 2014 hatte, ist in diesem Jahr nicht mehr gegeben. Ferrari und Honda haben auf dem Motorsektor den ehemaligen Klassenprimus überholt, Renault ist auf Augenhöhe.

Zweitens, für Hamilton noch schlimmer: Teamkollege George Russell (23) kommt mit der schwierig zu fahrenden Diva mit silbernem Anstrich im Moment besser klar. Während Hamilton nach vier Rennen mit 28 Punkten auf dem für seine Verhältnisse lächerlichen siebten Platz liegt, hält Hamiltons britischer Landsmann als Vierter mit 49 Punkten immerhin noch einigermaßen den Anschluss zur Spitze.

Schon kommen kritische Stimmen aus dem Hinterhalt, die in den Raum werfen, dass der Brite möglicherweise den Zenit seiner Leistungsfähigkeit überschritten hätte. Einer davon ist Hamiltons Ex-Teamkollege Nico Rosberg. Der Weltmeister von 2016 ätzte bei Sky: „Lewis hatte definitiv eine große Rolle bei diesem schlechten Ergebnis an diesem Wochenende.“

Allein: Hamiltons momentanes Formtief scheint Gründe zu haben. Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer analysiert: „Russell ist durch seine drei Jahre, die er zuvor bei Williams verbracht hat, einfach mehr gewohnt, aus einem schwierig zu fahrenden Auto das Optimale herauszuholen. Lewis nicht mehr. Das muss er sich jetzt erst wieder aneignen.“

Zuzutrauen ist das dem Briten allerdings schon. In der Kombination von reinem Speed und Erfahrung ist er immer noch einer der komplettesten Piloten von allen.

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