Uns ist danach, auf die DEL zu schimpfen, die Deutsche Eishockey Liga. Wobei, so fair muss man sein: Die DEL, das ist nicht nur die Zentrale im gesichtslosen Gewerbegebiet von Neuss in Nordrhein-Westfalen, sondern das sind alle 15 Clubs als Gesellschafter und auch die Betreiber der Hallen, die in manchen Fällen auch Besitzer der Vereine sind. Dieses Gesamtkonstrukt DEL jedenfalls – und jetzt geben wir uns unserer Wut hin – zerstört auf dilettantische Weise ihr Premiumprodukt, das Finale.
Ob es nun als Best of Five wie diese Saison noch unter Sonderbedingungen (ein Club über Normalteilnehmerzahl, Corona, Olympia) ausgetragen wird oder als Best of Seven, was man vor einigen Jahren eingeführt hat, spielt nicht die große Rolle. Das Drama 2022 ist, dass die Serie so terminiert wird, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung nur untergehen kann. Wenn die DEL am Mittwochmittag sich meldet und sagt „Liebe Eishockeyfans, das Finale geht vielleicht schon am Freitag los, kann aber auch sein, dass es Samstag wird“, braucht sie sich nicht zu wundern, wenn ihr bundesweites Unverständnis um die Ohren fliegt. Der Gedanke, dass (im Fall des Berliner Vordringens ins Finale) das erste Endspiel am Tag nach dem letzten Halbfinale stattfindet, ist einfach nur abwegig. Wo bleibt da der lautere Wettbewerb? Und wie will man mit diesem getriebenen Rhythmus Spannung aufbauen, eine Geschichte entwickeln (oder für die PR-Strategen der Liga: ein Storytelling aufbauen)? Der Höhepunkt der Saison benötigt schon ein wenig Vorlauf. Auch Back-to-back-Spiele, also Partien an aufeinander- folgenden Tagen, in die Serie zu pflanzen, dient niemandem. Das zweite Spiel muss nachklingen können, es darf nicht vom dritten gefressen werden.
Wie gesagt: Es ist kein ursächlicher Fehler der Ligen-Verwaltung, sondern schon auch im modernen System begründet, in dem der Financier eines Großvereins auch mal ein Konzern ist und der seine Halle vermarkten will – wie die amerikanische Anschutz-Gruppe in Berlin, Doch sollte sich der Rest der Liga von einem Eigner nicht den Terminplan diktieren lassen? Die DEL, und das sind alle, muss ihren Wettbewerb und ihre Marke schützen und einem Teilnehmer wie den Eisbären sagen: Wenn eure schicke Mercedes-Benz-Arena an Eishockey-Tagen anderweitig vermietet ist, dann spielt halt im alten Stadion, dem Wellblechpalast. Ende der Durchsage. Und ist eh schöner dort.
Guenter.Klein@ovb.net