München – Donnerstag, kurz nach 11 Uhr an der Säbener Straße in München: Das Bayern-Training ist im vollen Gange. Bei einer lockeren Übungsform hält Robert Lewandowski, 33, mit den Kollegen Händchen. Ganz so harmonisch dürfte der Poker um seine sportliche Zukunft wohl nicht ablaufen.
Am Mittwoch war sein Berater Pini Zahavi, 78, nach München gereist, um tags darauf mit den Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters rund um Vorstands-Boss Oliver Kahn, 52, und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, 45, über den Vertrag des Superstürmers im Restaurant Schuhbecks Südtiroler Stuben zu verhandeln. Lewandowskis Kontrakt läuft noch bis zum 30. Juni 2023. Die Bayern würden den zweimaligen FIFA-Weltfußballer gerne über das Ende dessen Arbeitspapiers hinaus halten. Dies haben die FCB-Bosse öffentlich mehrfach betont. Nur soll Lewandowski eigenen Angaben zufolge nichts davon gemerkt haben, wie er jüngst verkündete. Am Samstag nach dem 3:1 gegen Borussia Dortmund betonte er: „Ich habe gesagt, über meinen Vertrag oder meine Zukunft wurde noch kein Wort gesprochen.“
Ihn irritiert, dass die Münchner Macher aus seiner Sicht mit konkreten Vertragsgesprächen zu lange zögerten. Was auch nicht gut ankam: dass die Bayern intern über Dortmund-Stürmer Erling Haaland, 21, diskutiert haben, der den BVB im Sommer trotz Vertrags bis 2024 für eine festgeschriebene Ablöse von 75 Millionen Euro verlassen darf. Deshalb soll Lewandowski einem Wechsel 2022 mittlerweile offen gegenüberstehen.
Eine heiße Spur führt nach Spanien zum FC Barcelona. FCB gegen FCB – das Duell um Lewandowski. Den Katalanen wird seit Wochen ein konkretes Interesse am Knipser nachgesagt. Der spanische Journalist Gerard Romero berichtete in der Nacht zum Donnerstag, dass es jüngst Gespräche zwischen der Barca-Führungsriege um Mateu Alemany, 59, und Zahavi gegeben habe. Und zwar in einem Restaurant in Barcelona. Dabei sollen die Katalanen mitgeteilt haben, dass sie bereit seien, für Lewandowski eine Ablöse zwischen 30 und 35 Millionen Euro zu zahlen und dem Spieler einen Zweijahresvertrag inklusive Option auf eine weitere Saison zu bieten. Angeblich hätte Barcelona Zahavi gebeten, Druck auf den FC Bayern auszuüben, damit die Münchner Lewandowski im Sommer verkaufen würden.
Laut des französischen Mediums RMC Sport soll der Stürmer fest entschlossen sein, München zu verlassen. Fakt ist allerdings: Aufgrund der vertraglichen Situation des Polen hält der Rekordmeister die Zügel in der Hand. „Er hat Vertrag bis 2023, wir haben alle Zeit der Welt, zu reden“, sagte Salihamidzic am Sonntag bei Sky90 und stellte klar: „Lewy genießt die größte Wertschätzung, die es überhaupt geben kann. Die Fans lieben ihn, wir im Verein lieben ihn.“ Lewandowski sei ein „Top-Mann“, der beste Stürmer der Welt.
Sollte der Pole beim FC Bayern bleiben, will er dem Vernehmen nach einen Vertrag bis 2025. Ein möglicher Knackpunkt in den Verhandlungen: das Gehalt. Spitzenverdiener Lewandowski soll für seine Unterschrift eine Aufstockung seines Salärs fordern, das aktuell geschätzt 24 Millionen Euro pro Jahr beträgt. Keine einfache Situation für den Club, der durch die Pandemie Umsatzeinbußen von 150 Millionen Euro hinnehmen musste. Gleichzeitig gehen die Spielergehälter aber nach oben. Auch in Zukunft gibt es Unwägbarkeiten (Corona, Krieg in der Ukraine, wirtschaftliche Lage in Deutschland). Die weiteren Verhandlungsrunden wegen Lewandowski dürften nicht einfach werden.