München – Andrea Trinchieri ist ja ein Mann, der gerne in Bildern spricht. Mittwochnacht hat der Coach der Basketballer des FC Bayern mal wieder zu einem besonders drastischen gegriffen. „Als Trainer“, sagte er nach dem 66:75 im dritten Euroleague-Viertelfinale gegen den FC Barcelona, „nimmst du von so einem Spiel einen Rucksack voller Sch … mit nach Hause.“ Den „Dreck“ werde er dort dann schon los. Die Kunst sei es dann aber, auch den Spielern zu vermitteln, dass sie „besser sind als das.“
Viel Zeit bleibt ihm nicht. Schon am Freitagabend (20.45 Uhr) muss man wieder ran. Dann geht das Viertelfinale gegen den Titelfavoriten aus Katalonien in die vierte Runde. Worauf es dann ankommt, liegt freilich auf der Hand.
Der Kampfgeist: Keine Frage, Barcelonas Kader ist breiter und besser als sein Münchner Gegenmodell. Doch die Bayern haben nicht zuletzt beim Sieg in Spiel zwei und zumindest phasenweise auch am Mittwochabend unter Beweis gestellt, dass auch das katalonische Starensemble verwundbar ist. Vor allem Münchens „Defensivminister“ Nick Weiler-Babb und der allgegenwärtige Vladimir Lucic zwangen Barcelona immer wieder zu Fehlern. Barcas Trainer-Vulkan Sarunas Jasikevicius: „Du musst in diesen Spielen leiden können. Sonst wird es nicht funktionieren.“
Die Quote: Es ist ja nicht so, dass sich die Bayern am Mittwochabend keine Wurfgelegenheiten herausgespielt hätten. Alleine: Vor allem aus der Distanz saßen zu wenige. „Mit vier von 24 Treffern ist es fast unmöglich, etwas zu erreichen“, sagte Trinchieri. Aber die Bayern wissen ja, wie es besser geht: „Im zweiten Spiel haben wir verrückte Würfe getroffen“, sagte Deshaun Thomas. 13 Dreier hatte er mit seinen Bayern im Palau Blaugrana eingesammelt. Auch ohne Corey Walden, auch ohne „Scharfschütze“ Darrun Hilliard, der nach seinem Schlüsselbeinbruch zuschauen muss.
Mirotic kontrollieren: Der Superstar war im Vorjahr ausgerechnet im Viertelfinale abgetaucht – und er tat sich auch in den beiden ersten Partien dieser Serie schwer. Am Mittwoch führte Nikola Mirotic Barca mit 25 Punkten auf die Straße zum Finalturnier in Belgrad zurück. Die eindrucksvolle Antwort eines Ausnahmekönners. Wie es anders gehen könnte, ist freilich auch klar: Die Bayern müssen den ehemaligen NBA-Profi in der Defensive beschäftigen. Vor allem ein Fall für Deshaun Thomas. Der überragende Spieler der ersten beiden Viertelfinals kam gegen seinen Ex-Club (2014/15) vor heimischer Kulisse offensiv nie in Tritt (4 Punkte).
Der Start: Spiel drei im endlich wieder vollgepackten Audi Dome war im Grunde schon vorbei, noch ehe es so recht begonnen hatte. Drei Dreier von Nicolas Laprovittola, gleich acht Freiwürfe von Mirotic – schon nach fünf Minuten war der FC Barcelona zweistellig davongerauscht. „Das darf am Freitag nicht noch einmal passieren“, sagte Thomas. Und wenn doch, dann fordert sein Trainer eine andere Herangehensweise von seinen Schützlingen ein. „Wir haben Frustration gezeigt“, sagte Andrea Trinchieri, „das ist das Einzige, was mir in diesem Spiel überhaupt nicht gefallen hat und was ich wegnehmen wollen würde.“ Kapitän Nihad Djedovic legt sich und seinen Kollegen dafür ein Rezept ans Herz. „Wir müssen von Anfang an so locker rangehen wie in der zweiten Halbzeit“, sagte er, „wir haben nichts zu verlieren.“ Aber eine ganze Menge zu gewinnen. Denn dass die Bayern an ein Entscheidungsspiel in Barcelona auch nur denken dürfen, haben ihnen im Vorfeld dieser Serie nur wenige ernsthaft zugetraut.