London/Leipzig – Zwei deutsche Teams, ein Traum vom großen Finale: Eintracht Frankfurt und RB Leipzig könnten endlich die Sehnsucht der Bundesliga nach dem ersten Titel in der Europa League stillen. Die Chancen auf das Endspiel am 18. Mai in Sevilla stehen nach den Siegen in den Halbfinal-Hinspielen bei beiden Klubs jedenfalls sehr gut.
„Europas beste Mannschaft, SGE“, sangen die Eintracht-Fans noch lange nach Abpfiff des beeindruckenden 2:1 (1:1) bei West Ham United. Doch diesem Rausch der Glückseligkeit wollte Trainer Oliver Glasner so gar nicht folgen. Und während die Frankfurter bis zum Rückspiel vor allem die Erwartungen nicht ins Unermessliche steigen lassen wollen, muss RB nächste Woche bei den Glasgow Rangers ohnehin eine ganz andere Herausforderung meistern.
„Es ist erst Halbzeit, wir müssen das analysieren und dann einen drauflegen, um unseren Traum zu finalisieren“, sagte Glasner betont nüchtern: „Wir werden eine Leistung mindestens auf diesem Level brauchen, ich denke sogar besser.“ Seine Spieler folgten dieser Denkweise bedingungslos. Von wilder Partystimmung wie bei den Fans war nach getaner Arbeit keine Spur, der Fokus liegt bei allen Beteiligten längst auf den nächsten, alles entscheidenden 90 Minuten.
„Das ist ein Halbfinale, und da kann man über nichts anderes mehr reden als über das Maximalziel“, sagte Torhüter Kevin Trapp. Ein großer Schritt ist mit dem dritten Auswärtserfolg in der K.o.-Runde getan, im Heimspiel am Donnerstag (21.00 Uhr) reicht jetzt ein Unentschieden. RTL überträgt auch diese Partie übrigens live im Free-TV. Der Sender feierte schon im Hinspiel Topquoten. 5,24 Millionen sahen bei der Frankfurter Gala durchschnittlich zu. In der Spitze saßen sogar 6,37 Millionen Fußball-Fans vor den Fernsehschirmen.
Die Leipziger Ausgangssituation ist ähnlich, auch den Sachsen würde ein Unentschieden reichen – nach dem mühsamen 1:0 (0:0) gegen die Rangers. Doch auf dem Weg in das erste europäische Finale der Clubgeschichte wartet auf die Mannschaft von Domenico Tedesco mit dem legendären Ibrox Stadium ein wahrer Hexenkessel, in dem 50 000 stimmgewaltige Schotten im Februar bereits Borussia Dortmund das Fürchten lehrten. Doch „wir haben keine Angst“, sagte Tedesco selbstbewusst.
Immerhin: Anders als der BVB, der nach einer 2:4-Heimniederlage nach Glasgow musste, besitzt Leipzig durch den Treffer von Angelino (85.) für das Rückspiel einen großen Vorteil: Jetzt muss Glasgow das Spiel gestalten. Der sehr defensive, mitunter destruktive Ansatz aus dem Hinspiel wird gegen defensiv stabile Leipziger nicht reichen. „Die Rangers müssen daheim irgendwann mal anders spielen, das kann dem Spiel und uns nur guttun“, sagte Tedesco, der der Herausforderung mit Vorfreude entgegenblickte: „Es ist eine große Freude, in so einem Stadion zu spielen. Das Ibrox ist besonders.“
Und es winkt Historisches: Noch nie stand eine deutsche Mannschaft im Finale der Europa League, Werder Bremen schaffte es als letztes Bundesliga-Team 2009 immerhin ins Endspiel des Vorgängerwettbewerbs UEFA-Pokal – diese Durststrecke soll jetzt ein Ende haben. Er sei „stolz“ auf die Leistung seiner Eintracht-Mannschaft, sagte Glasner und machte klar: „Wir wollen noch weiterreisen durch Europa, wir wollen nach Sevilla.“ sid