Berlin/München – Der EHC München ist mit einem 4:3 (0:2, 3:1, 1:0)-Sieg bei den Eisbären Berlin in die Best-of-Five-Finalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gestartet. Angesichts der Umstände ein Ergebnis, wie es so in etwa zu erwarten war – doch der Weg dorthin verlief anders als geplant.
Dieses Spiel war nicht nur das mit der Nationalhymne eingeleitete erste Finale, sondern auch ein Experiment. Geforscht wurde, was einer Mannschaft mehr bringt: wie der EHC München aus einer viertägigen Ruhepause zu kommen oder höher belastet, aber mental beschwingt zu sein wie die Eisbären. Am Donnerstagabend erst hatten sie mit 3:0 ihr fünftes Halbfinale gegen Mannheim gewonnen, am Freitagabend mussten sie wieder auf dem Eis stehen. „Das ist nicht einfach, aber wenn’s so wäre, könnte es jeder“, nahm Stürmer Marcel Noebels die Herausforderung bereitwillig an. Trainer Serge Aubin versicherte: „Wir sind glücklich, diese Chance zu bekommen und sind bereit.“ Sein Assistent Craig Streu erläuterte, dass es vor allem auf die Einstellung ankomme. Nicht jammern, sondern „Müdigkeit und die kleinen Schmerzen vergessen“. Eisbären-Angreifer Leo Pföderl, ein Tölzer, meinte nach dem ersten Drittel, das sein Team mit 2:0 vorne sah: „Passt scho!“ Und noch mehr, als er nach 43 Sekunden des zweiten Drittels auf 3:0 stellte.
„Auch das Warten ist nicht angenehm“, beschrieb der Münchner Sportdirektor Christian Winkler die Situation seines Clubs. Trainer Don Jackson hatte – „das gab es noch nie in meiner Karriere“ – sich auf zwei potenzielle Finalgegner vorbereiten müssen. Die Reise zum Spielort traten die Münchner dann erst am Freitagvormittag an – normal hätte man eine Nacht am Ziel verbracht.
Der EHC hatte durch Trevor Parkes und Frederik Tiffels die ersten Chancen, traf im Berliner Kasten aber auf seinen starken künftigen Torhüter Mathias Niederberger, der 24 Stunden zuvor mit einem Shut-out geglänzt hatte. Ein Verschleiß der Kräfte beim Hauptrunden-Ersten Berlin war da nicht festzustellen, die Eisbären zwangen den EHC zu Fehlern. Der erste war ein Scheibenverlust von Philip Gogulla im eigenen Drittel, woraus Kevin Clark das 1:0 machte (12,). Ein Powerplay, bedingt durch eine Strafzeit für EHC-Verteidiger Andrew MacWilliam, nutzte Zach Boychuk zum 2:0 (15.) .
Selbst ein 0:3-Rückstand ist freilich auch eine Situation, die München reizt. Eine Tür ging auf, als sich nach einem hohen Berliner Stock an Kastners Kopf eine vierminütige Überzahl ergab. Neun Sekunden vor deren Ablauf das erlösende 1:3 durch Patrick Hager (30.) – die Hoffnung war zurück. Und das Leben auf der Münchner Bank. Triumphierendes Brüllen, als die Schiedsrichter im Videobeweis erkannten, dass Hager in der 32. Minute den Puck ein Zentimeterchen über die Torlinie gebracht hatte (2:3). Ben Smith nahm den Lauf auf – 3:3 in der 35. Minute. „Wir haben 20 Minuten gebraucht, um in der Serie anzukommen“, sagte Doppeltorschütze Hager. Das Experiment nahm nun einen anderen Verlauf. Hatte München doch mehr Energie?
Es sah so aus. Im letzten Drittel war beiderseits der Vorsichtsmodus angesagt, dennoch blieb das im Eishockey viel zitierte Momentum bei den Münchnern. Und so landete der Puck in der 55. Minute auf der Kelle von Verteidiger Zach Redmond und von dort im Netz zum 4:3.
Weiter geht es am Sonntag (15.15 Uhr) in München. Nun unter den Voraussetzungen, dass beide Mannschaften die identische Zeit haben, sich zu erholen.