Krisenstimmung beim FCB

Es riecht nach Scampi-Bayern

von Redaktion

MANUEL BONKE

Eine Woche nach der „Zehnsation“, dem 10. Titel in Serie, liefert der FC Bayern mit dem 1:3 in Mainz das schwächste Spiel seit Ewigkeiten ab. Und was macht das Star-Ensemble? Reist mit dem Großteil der Mannschaft nach Ibiza. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für einen Kurzurlaub. Ja, Trainer Julian Nagelsmann hatte bereits im Vorfeld der Partie für Sonntag und Montag freigegeben. Ja, der Team-Ausflug war von den Spielern nach dem Gewinn der zehnten Meisterschaft in Folge offiziell bei der Sportlichen Leitung angefragt – und genehmigt – worden. Und nein, keiner konnte ahnen, dass die Münchner in Mainz derart desolat auftreten würden.

Das Signal, das die Rekordmeister-Reisegruppe mit ihrem Kurztrip setzt, ist zumindest im ersten Moment nicht „Bayern-like“. Wenn allerdings wirklich ein Teambuilding-Gedanke und die Aufarbeitung des zu frühen Champions-League-Ausscheidens dahinter stecken, ist die Reise leichter zu akzeptieren, als es bei einer reinen Titel-Party der Fall wäre. Dann könnte man ohne Skrupel behaupten, dass sich die Spieler dafür belohnen, (zu) früh in der Saison sowohl aus dem DFB-Pokal als auch der Champions League ausgeschieden zu sein. Doch wer Ehrgeizlinge wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka in den vergangenen Jahren im Bayern-Dress erlebt hat, weiß: Sie würden alles dafür geben, sich am Wochenende intensiv auf das anstehende Königsklassen-Halbfinal-Rückspiel gegen Liverpool vorzubereiten, statt in der Sonne Ibizas eine gute Zeit zu verbringen.

Was den Bundesliga-Überflieger lange ausgezeichnet hat, war die Gier nach mehr. Die Sucht des Siegens. Davon war gegen den FSV nichts zu sehen. Natürlich hätten die Spieler nach dem bodenlosen Auftritt in Mainz sagen können: Wir fliegen nicht! Oder: Die Sportliche Leitung hätte den Trip an ein gutes Ergebnis koppeln können. Doch sie entsprach dem Wunsch der Mannschaft. Nun liegt es an den Spielern, dieses Vertrauen mit zwei angemessenen Auftritten in den letzten Bundesliga-Partien gegen Stuttgart und Wolfsburg zurückzuzahlen – und wieder „Bayern like“ aufzutreten. Ansonsten droht dem deutschen Rekordmeister seine ganz eigene „Ibiza Affäre“ inklusive unruhiger Sommerpause.

manuel.bonke@ovb.net

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