München – Ladies and Gentlemen, die Playoffs! Was gestern noch als Gewissheit galt, muss heute nichts mehr gelten. Hatte der EHC München in der DEL-Finalserie am Freitag mit einem 4:3-Auswärtssieg vorgelegt, so konterte Berlin am Sonntag. Und nach einem in 83:37 Minuten erarbeiteten 3:2-Sieg der Eisbären hat sich die Favoritenrolle in der Best-of-Five-Serie wieder leicht zu ihnen verschoben. Weiter geht es bereits am heutigen Montag (19.30 Uhr, ServusTV und Magentasport) in Berlin. „Eine bittere Pille – aber man konnte nicht davon ausgehen, dass wir drei Spiele hintereinander gewinnen würden“, meinte Frank Mauer vom EHC, nachdem Frans Nielsen in der zweiten Verlängerung für die Eisbären getroffen hatte.
Der Protagonist auf Berliner Seite war vor 5533 Zuschauern neben Nielsen ein Oberbayer: Leo Pföderl, Tölzer, gelernter Maurer. Als Rechtsaußen der ersten Eisbären-Reihe plauderte er beim Eröffnungsbully noch lächelnd mit Yasin Ehliz, seinem Tölzer Landsmann und langjährigen Teamgefährten in Nürnberg und nun Linksaußen der Münchner Starting Six. Dann aber war es mit der Nettigkeit Pföderls vorbei.
Er erzielte das 1:1 für die Eisbären, das so wichtig war, weil es schon 35 Sekunden nach dem 0:1 zustande kam (13.). Es war ein beeindruckender Kraftakt. Von der Bande weg zog Pföderl los, schüttelte den halben EHC ab und schoss im Fallen ein. Zweiter großer Auftritt: die Vorarbeit zum Berliner 2:1 (41.). Die Eisbären hatten Powerplay, Pföderl legte die Scheibe auf den 38-jährigen Dänen Frans Nielsen, der mit der Kunstfertigkeit aus 15 Jahren NHL vollendete. Und später noch einmal sein Können zeigen sollte.
Doch auch der EHC hatte seinen prägenden Mann: den Kanadier Trevor Parkes. Wenn er Witterung zum Tor aufnimmt, ist er konkurrenzlos gut. Ihm gelang das 1:0 und das 2:2, das nach fast 58 Minuten überhaupt nicht mehr in der Luft lag. Doch Parkes war es, der den Puck aus einer Verzweiflungsaktion des EHC heraus final über die Linie stocherte und die Verlängerung erzwang.
Die Datenlage bis dahin: Berlin hatte ein Übergewicht von 43:21 Torschüssen, überstand eine kritische Phase im zweiten Drittel mit vier Strafzeiten in enger Folge, ohne die Kontrolle zu verlieren und ließ den EHC München im letzten Abschnitt kaum noch zu Aktionen kommen. Und dennoch: Der Aufwand an Energie war nach 60 Minuten nicht belohnt. Wobei für unnötiges Investment von Ressourcen auf beiden Seiten Patrick Hager und Manuel Wiederer sorgten, die sich noch eine Keilerei lieferten, deren blutige Hinterlassenschaft die Eismeister von der Spielfläche kratzen mussten.
Overtime also: Die ersten 20 Minuten – ein 0:0. Beide Teams mit Chancen, beide aber auch mit Momenten, in denen der Kräfteverschleiß spürbar war und die läuferischen Fähigkeiten nachließen. Doch Berlins Verteidiger Kai Wissmann bilanzierte nach 80 Minuten Gesamtspielzeit: „Es ist noch genug da, um alles zu geben.“
Die Eisbären hatten mehr zu bieten. Ihr Forecheck leitete die entscheidende Szene ein: München brachte die Scheibe nicht raus, Routinier Nielsen schlenzte sie ins Eck. Ein souveränes Tor. Die Münchner gingen vom Eis, zogen sich schnell um. Noch am Abend ging es per Flug nach Berlin. Die Playoffs, Ladies and Gentlemen!