London – Tennis-Legende Boris Becker (54) erhält nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe viel Anteilnahme. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) will weiter zu dem dreimaligen Wimbledon-Sieger halten: „Wir nehmen das Urteil mit Respekt und Bedauern zur Kenntnis und wünschen ihm alles Gute für die nächste Zeit“, sagte Verbandspräsident Dietloff von Arnim. „Wir stehen an seiner Seite.“
Beckers von ihm getrennt lebende Ehefrau Lilly Becker (45)zeigte sich überrascht von der Schärfe des Urteils: „Er hat niemanden umgebracht“, sagte sie bei RTL. Mit Blick auf Beckers Patchwork-Familie sagte Lilly, die bis zur Trennung 2018 mit Boris Becker liiert war: „Es ist wichtig, dass jede Person weiß, dass wir, Amadeus, Noah, Elias, Barbara, seine Freundin Liliana, wir stehen alle hinter Boris.“
Zuvor war Becker von einem Gericht wegen mehrerer Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Davon muss der 54-Jährige die Hälfte absitzen, bevor er den Rest auf Bewährung in Freiheit verbringen darf, wie Richterin Deborah Taylor entschied. Becker wurde am Freitag umgehend in Gewahrsam genommen. Er hat nun 28 Tage Zeit, um gegen das Urteil Rechtsmittel einzulegen. Auch Tochter Anna Ermakova äußerte. Sie stehe unter „Schock“, sagte die 22-Jährige der Bild-Zeitung. „Ich habe noch versucht, ihm so gut ich konnte zu helfen. Ich habe dem Gericht einen Brief geschrieben, um meine Sorgen um meinen kleinen Halbbruder Amadeus auszudrücken“, schilderte sie. Sie wolle ihren Vater auf jeden Fall besuchen. „Ich hoffe, das wird dann ein bisschen helfen, die Zeit zu überstehen.“
Tennisspieler Alexander Zverev sagte „t-online“ in München: „Boris war und ist sehr wichtig für das deutsche Tennis. Das ist traurig zu hören. Ich wünsche ihm das Beste.“ Becker, der in London lebt, wurde 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt. Daraufhin musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen – dabei ließ er aber nach Einschätzung des Gerichts wichtige Teile aus.
Eine Jury sprach den Deutschen vor drei Wochen in 4 von 24 Anklagepunkten schuldig. Die Laienrichter gelangten zu der Ansicht, dass Becker eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen (Baden-Württemberg) im Schätzwert von rund 1,2 Millionen Euro verschleierte, unerlaubterweise 427 000 Euro auf andere Konten überwies sowie Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz im Wert von 78 600 Euro und eine Darlehensschuld in Höhe von 825 000 Euro verschwieg. dpa