München – Bekommt der Löwe doch noch eine Pranke an die Tür zur 2. Liga? Nach dem Pflicht-Heimsieg gegen Absteiger Havelse (3:0) wurden auf den Rängen Magdeburg-Reisen gebucht, Tabellenkonstellationen errechnet und unmoralische Formen der Gegnermotivation diskutiert (Motto: 1000 Weißwürste nach Köln). Und Michael Köllner? Der schwor seine Mannschaft noch auf dem Rasen auf die neue Aufstiegschance ein, die Dortmund II mit einem überraschenden 3:1-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern ermöglicht hatte.
„Wir haben es gerade vom Trainer erfahren“, berichtete Mittelfeldchef Quirin Moll, als er nach dem Schlusspfiff von der Team- zur Reporterrunde am Zaun wechselte. Die hier wie dort umrissene Relegationsrechnung: 1860 muss am Samstag bei Meister Magdeburg gewinnen, hoffen, dass Lautern am Sonntag auch bei Viktoria Köln patzt – um es sechs Tage später gegen Dortmund besser zu machen als die am letzten Spieltag spielfreien Pfälzer.
Treten alle drei genannten Fälle ein, würde 1860 mit einem einfachen Sieg gegen die BVB-Reserve das Playoff-Ticket lösen. Theoretisch könnte es für 1860 auch bei einem FCK-Remis in Köln reichen, aber an die hierzu erforderliche Torflut glaubt kaum einer im um 13 Treffer schlechter gestellten Löwenlager. Kurzum: Braunschweig (sechs Punkte voraus) dürfte durch sein, der FCK (fünf voraus) hat sein Schicksal selbst in der Hand, kann aber nur noch drei Punkte holen – 1860 im Idealfall sechs. Moll kürzte die Was-wäre-wenn-Debatte kurz und prägnant ab: „Wir ziehen durch bis zum Ende, und dann schauen wir, was dabei rauskommt.“
Am Samstag galt der Dank Innenverteidiger Semi Belkahia, der nach zäher erster Halbzeit per Schulter zur Stelle war (51.), ehe Marcel Bär den Bär steppen ließ und mit einem Doppelpack Platz eins der Torjägerliste eroberte. „In solchen Spielen, wenn der Gegner tief steht oder einen Bus parkt, ist es oft so, dass man einen bei Standards reindrücken muss“, sagte Moll. Und augenzwinkernd an Bär gerichtet, der spät die nötige Präzision im Abschluss fand (81., 89.): „Ich hab gerade zu ihm gesagt: Was wir für Meter für ihn laufen, damit er die Dinger macht – da muss er sich schon was einfallen lassen.“
Weitere Tore zum Beispiel – am Samstag in Magdeburg und beim Saisonfinale gegen Dortmund II am 14. Mai. Blockadelöser Belkahia, dem Köllner mittelfristig die 1. Liga zutraut, bewertet die Tabellenkonstellation so: „Wir haben nichts zu verlieren, würde ich sagen. Wir haben noch zwei Spiele, die sind zwar auch nicht leicht, aber wenn wir unsere Hausaufgaben erledigen und zwei Siege holen, kann alles passieren.“
Und was sagt der Trainer, der nie müde geworden ist, ein spannendes Saisonfinale vorherzusagen? „Das Problem ist, dass mir die Journalisten nie genau zuhören“, scherzte er und schaltete zurück in seinen taktischen Tiefstapelmodus: „Spaß beiseite. Wir haben noch zwei Spiele und wollen Vierter werden, um auch nächste Saison im DFB-Pokal vertreten zu sein. Für uns ist die Lage jetzt eher undramatisch.“
Leader Moll war es, der schon mal eine Kampfansage in Richtung Magdeburg schickte, bereit, die Meisterfeier des FCM zu stören – und Wiedergutmachung für die 2:5-Heimpleite zu leisten: „Wir müssen uns daran erinnern, was im Hinspiel war – da haben wir auf jeden Fall was gut zu machen. Das alleine ist Ansporn genug.“