Das Campus-Juwel

von Redaktion

Vidovic (18) steht vor dem großen Durchbruch

München – Sein gestiegener Stellenwert war zuletzt am Tagesprogramm von Gabriel Vidovic zu erkennen. Julian Nagelsmann beorderte den 18-jährigen Nachwuchsangreifer immer öfter zu den Profis, auch bei der 1:3-Niederlage in Mainz durfte der Rohdiamant für gute 20 Minuten auf den Platz. Sein Debüt hatte er wenige Wochen zuvor in Bielefeld (3:0) gefeiert, als er in der Schlussminute eingewechselt worden war. Am Sonntag nun weilte Vidovic mit den Profis auf Ibiza, anstatt die Bayern-Reserve im Heimspiel gegen Greuther Fürth II (2:1) unterstützen zu können.

Dass der kroatische Junioren-Nationalspieler der viertklassigen Regionalliga, wo er auf stolze 27 Scorerpunkte in 28 Einsätzen (18 Tore, neun Assists) kommt, schon mit 18 Jahren längst entwachsen ist, steht außer Frage. Eine weitere Saison dort „würde ihm wenig bringen“, räumt auch Jochen Sauer ein, der als Leiter des Bayern-Campus für die Nachwuchsarbeit verantwortlich zeichnet. Erst Ende Februar war der Vertrag mit Vidovic bis 2025 verlängert worden, ab 1. Juli ist er auch offiziell als Profi angestellt. Dabei ist der gebürtige Augsburger, der 2016 vom FCA kam, erst im Dezember 18 Jahre alt geworden.

Vidovic aber war stets seiner Zeit voraus. Obwohl er in jungen Jahren körperlich noch arg schmächtig daherkam, „war er eigentlich schon immer einer der spannendsten Spieler seines Jahrgangs“, berichtet Sauer. Dieser physische Nachteil, ergänzt Holger Seitz, der Sportliche Leiter am Campus, habe dazu geführt, dass er „sich spielerisch durchsetzen und Lösungen finden musste“. Zudem, so Seitz, wisse Vidovic „genau, was er will, wo er sich gerade in seiner Entwicklung befindet und woran er noch arbeiten muss“. Von seinem „klaren Kopf“ schwärmt auch Sauer, zudem hat Vidovic mittlerweile auch körperlich zugelegt.

Seine nähere Zukunft hängt von der Sommervorbereitung der Profis ab. Dort soll sich das Juwel beweisen. Und entweder nächste Saison fester Bestandteil des Profikaders oder doch für ein Jahr ausgeliehen werden, falls ihn Nagelsmann für noch zu leicht befindet.

Doch Vidovic hat bereits Erfahrung darin, sich durchzusetzen. Zu Beginn dieser Saison, in der er sogar noch in der U19 spielen könnte, war es etwa sein Offensivkollege Nemanja Motika, der den Fokus bei der zweiten Mannschaft mit zwölf Scorerpunkten in den ersten sieben Partien auf sich zog. Im Gegensatz zu Vidovic allerdings fehlte es dem 19-jährigen Serben an der nötigen Geduld, in den Vertragsgesprächen stellte er überzogene Forderungen und wurde schließlich im Winter an Roter Stern Belgrad verkauft.

Vidovic aber sei „total charakterfest, bodenständig und gut erzogen“, wie Sauer erzählt, die großen Töne sind nicht sein Ding. So sei er auch intern sehr beliebt, „die ganze Mannschaft hat sich mit ihm gefreut, als er seinen ersten Profieinsatz hatte“, berichtet Stefan Buck, der Vidovics Weg in dieser Saison als Assistent von U23-Chefcoach Martin Demichelis von Beginn an begleitet. Wo er endet ist noch nicht vorherzusehen – alles ist möglich.

MATTHIAS HORNER

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