Ralf Rangnick ist einen ähnlichen Weg gegangen wie Franco Foda, sein Vorgänger im höchsten Amt des Österreichischen Fußball-Bundes. Erst Vereinstrainer in Österreich, dann Nationaltrainer. Foda empfahl sich über Sturm Graz, Rangnick als Coach von RB Leipzig. Sicher: Auf dem Papier ist Rasenballsport ein deutscher Club, doch de facto. . . jeder kennt die Entstehungsgeschichte und weiß, woher das Geld kommt.
Was überraschend war an der Berufung von Ralf Rangnick zum Trainer Österreichs: Dass die ersten Gerüchte erst am Tag vor der Vollzugsmeldung aufkamen. So diskret lief es nicht immer bei Rangnick, der einen Medienberater beschäftigt und ihn seinen Namen permanent im Gespräch halten lässt. So konnte man lesen: Rangnick vor Wechsel nach Mailand, Rangnick soll die große Lösung auf Schalke werden, Rangnick trifft sich mit Vertretern von Eintracht Frankfurt, Rangnick beurteilt Vertragssituation von Spielern in Frankfurt, Rangnick soll Sportdirektor von Lokomotive Moskau werden. Man könnte zur Schlussfolgerung kommen, dass Ralf Rangnick ohne Aufmerksamkeit verdorren würde wie eine Pflanze, wenn man ihr kein Wasser zuführt.
Dass österreichische Alt-Internationale Stimmung machen gegen ihn, das kann man unter Folklore einordnen; es wäre bei anderen ausländischen Lösungen genauso. Doch ganz objektiv lässt sich feststellen, dass Rangnick eher keine gute Wahl ist.
Von einem Nationaltrainer wird erwartet, dass er sich voll und ganz auf eine Sache einlässt. Dazu ist Ralf Rangnick nicht bereit, er will parallel als Berater von Manchester United arbeiten.
Kann man überhaupt dauerhaft mit ihm planen? Blicken wir nur ein paar Monate zurück: Eigentlich hatte Rangnick gerade angefangen, mit eigener Beratungsfirma den Fußball revolutionieren zu wollen – für England verwarf er das schnell. Auch am Anfang seiner Karriere war er gerne der Schmetterling, der zur nächsten Blume flatterte: Gefeiert mit Ulm in der 2. Liga, wechselte er bei erster Gelegenheit nach Stuttgart.
Erfolgreich war Ralf Rangnick vor allem, wo alle sich ihm unterordneten und Geld keine Rolle spielte (Hoffenheim, Leipzig). Diese Voraussetzungen wird er beim ÖFB nicht vorfinden. Es wird sich zeigen: Er ist ein mittelprächtiger Trainer – mehr nicht. Er ist nur laut.
Guenter.Klein@ovb.net