Der EHC zerschellt an Meister Berlin

von Redaktion

Im letzten Finalspiel scheitern die Münchner (nicht nur) an Eisbären-Torhüter Niederberger

VON GÜNTER KLEIN

München – Alle Handschuhe und Stöcke fliegen los – das war am Mittwochabend um 21.52 Uhr in der Münchner Olympia-Eishalle der Fall. Die Deutsche Eishockey Liga hatte ihren Meister 2022 gefunden. Es sind wie 2021 die Eisbären Berlin. Im vierten Finalspiel gegen den EHC München fuhren sie den nötigen dritten Sieg ein: 5:0 (1:0, 3:0, 1:0). Eine Demonstration. Die Münchner zerschellten am Champion.

Was sich EHC-Trainer Don Jackson sehnlichst gewünscht hatte – nämlich, dass sein Team 1:0 in Führung geht und die Geschichte des Spiels diktiert – trat nicht ein. Zwar schlug in der 8. Minute der Puck im Eisbären-Tor ein und gingen Münchner Arme jubelnd nach oben – doch Kapitän Patrick Hager bemerkte sofort, dass die Schiedsrichter spontan „Kein Tor“ entschieden hatten. Sie gingen dann ins Videokämmerlein und sahen in der Aufzeichnung der Szene, dass EHC-Angreifer Justin Schütz Berlins Torhüter Mathias Niederberger im Torraum behindert hatte. 0:0 statt 1:0 also – und knapp eine Minute später 0:1. Durch die zweite torgerichtete Aktion der Eisbären. Abwehrroutinier Frank Hördler spielte einen 40.-Meter-Pass auf den Hochgeschwindigkeitsstürmer Matt White, der Andrew O’Brien davon lief und EHC-Schlussmann Henrik Haukeland düpierte.

Das Schicksal schien sich vorgenommen zu haben, zu München besonders fies zu sein. Es ließ den EHC in die Spur kommen, Schwung und Hoffnung entwickeln – und verzweifeln. Die Münchner hatten Anfang des zweiten Drittels Überzahl, die Scheibe lief schnell, alle standen in bester Position. Austin Ortega kam zweimal zum Abschluss, einmal ging – wie schon beim vermeintlichen 1:0 – die Tormusik an, doch wieder war es falscher Alarm, denn Niederberger hatte eine weitere fantastische Parade aufs Eis gelegt. Und damit nicht genug: Mit weit weniger Aufwand erzielten die Eisbären ihr zweites und drittes Tor. Frans Nielsen, der 38-jährige Däne, kam unbehindert vor Gaukelnd zum Abschluss (25.), Leo Pföderl, die Tölzer Urgewalt, war mit einem Schlagschuss zum 3:0 erfolgreich (26.). Das geschah binnen 51 Sekunden.

Einen 0:3-Rückstand hatte der EHC im ersten Finale wettmachen und das Spiel drehen können, doch Berlin legte das 4:0 nach. White fälschte eine Wissmann-Vorlage ab (37.). HGaukeland senkte den Kopf. Stürmer maxi Kastner: „Die Berliner nutzen unsere Fehler, und wir beißen uns an einem Mann die Zähne aus.“ An Niederberger. Trotzig formulierte Kastner aber das Vorhaben, Berlin noch „zum Zittern zu bringen“.

Vor zehn Jahren, als er Berliner Trainer war, hat Don Jackson in einem Finalspiel fast das komplette letzte Drittel ohne Torwart agiert und eine der größten Wenden der Eishockey-Geschichte bewerkstelligt. Das bleibt einmalig. Vor den Augen der Münchner Fußball-Trainer Julian Nagelsmann (der verriet, dass er mit seinen Bayern-Trainerkollegen einmal die Woche in dieser Halle Eishockey spielt) und Michael Köllner (1860) ereignete sich nichts mehr, der EHC fing noch das 0:5 (60.)Eishockey-Alt-Bundestrainer Hans Zach sah im letzten Finale die ganze Saison gespiegelt: „Berlin mit einem ganz klaren System.“ Meisterlich.

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