Nagelsmann droht das Pep-Problem

von Redaktion

Spannungsabfall nach vorzeitigem Titelgewinn gab’s bei Bayern schon früher

VON PHILIPP KESSLER

München – Seit 23. April steht fest: Die Bayern sind Meister. Bereits am 31. Spieltag sicherten sich die Münchner mit einem 3:1 gegen Borussia Dortmund den zehnten Liga-Titel in Folge. Was folgte: Das peinliche Auftreten beim 1:3 am vergangenen Samstag in Mainz und der darauffolgende Kurztrip nach Ibiza. Die Befürchtung: Der Rekordmeister könnte einen Gang zurückgeschaltet haben. Damit droht Trainer Julian Nagelsmann (34) ein Problem, mit dem auch Pep Guardiola (51, aktuell Manchester City) in seinen ersten beiden Saisonen als Bayern-Coach zu kämpfen hatte.

2014 sicherten sich Thomas Müller (32) & Co. schon nach 27 Spieltagen, am 25. März, den Titel in der Bundesliga – in der Geschichte der höchsten deutschen Spielklasse gelang das bis heute keiner anderen Mannschaft so früh. Daraus resultierte ein Spannungsabfall in den danach anstehenden Spielen: 3:3 gegen Hoffenheim, 0:1 in Augsburg, 0:3 gegen den BVB. In den letzten drei Ligaspielen fing sich das Team wieder.

2015 zeigte sich unter Guardiola ein ähnliches Bild: Die Bayern fixierten den Meistertitel nach 30 Spieltagen, verloren daraufhin in der Liga drei Partien in Folge (0:2 in Leverkusen, 0:1 gegen Augsburg, 1:2 in Freiburg). Das letzte Spiel der Saison gewann man immerhin mit 2:0 gegen Mainz.

Auch Vorstands-Boss Oliver Kahn (52) erlebte als Spieler Ähnliches, wie er im Frühjahr 2015 in seinem Online-Portal „Fanorakel“ schrieb. „In der Saison 1998/99 war uns der Meistertitel schon nach dem 31. Spieltag nicht mehr zu nehmen. Das Champions-League-Finale drei Wochen später gegen Manchester United haben wir damals genauso verloren wie das anschließende Pokalfinale“, erinnerte sich die Torwart-Legende damals und erklärte den Fehler so: „Beim vorzeitigen Gewinn einer Meisterschaft kann es zum berühmt-berüchtigten Spannungsabfall kommen. Die Spieler lehnen sich zurück und nehmen die Spiele in der Bundesliga nicht mehr hundertprozentig ernst.“

Die Unterschiede zu heute: Damals legten die Bayern im Saison-Endspurt ihren Fokus auf den Gewinn der prestigeträchtigen Champions League. Zudem erklärte Guardiola 2014 und 2015 öffentlich die Bundesliga vorzeitig für beendet. Die Herausforderung, dann in den wichtigen Königsklassen-Partien den Motor wieder hochzufahren, ist den Münchnern sowohl 1999 als auch unter Pep nicht geglückt.

In der aktuellen Saison ist der FC Bayern bereits früh aus den Pokalwettbewerben ausgeschieden. Ein Spannungs- und Leistungsabfall könnte nun zwar keine Auswirkungen mehr auf etwaige Titelgewinne haben, sehr wohl aber Einfluss auf den Abstiegskampf in der Bundesliga. Nach dem 1:3 in Mainz ging Hertha-Trainer Felix Magath (68) auf die Münchner los, unterstellte dem Verein sinngemäß, vorzeitig das Fußballspielen eingestellt zu haben. Er wollte damit offenbar Druck auf Bayern vor dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) gegen Stuttgart (Platz 16), den größten Abstiegskampf-Konkurrenten der Hertha (Platz 15), ausüben.

Etwaige Zweifel an der Einstellung räumte Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) am Montag aus: „Es ist völlig klar, dass sich unsere Spieler am Sonntag gegen den VfB Stuttgart mit der sie auszeichnenden Professionalität und fußballerischen Stärke voll einsetzen werden.“

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