Stolz wie nie zuvor

von Redaktion

Bayern-Basketballer verabschieden sich mit erhobenem Haupt aus der Euroleague – nun sind sie national gefragt

VON PATRICK REICHELT

München – Als die Sache für den Favoriten dann doch ein gutes Ende gefunden hatte, da hat auch Sarunas Jasikevicius zu seiner guten Laune zurückgefunden. „Coach Trinchieri“, so scherzte der Trainer des FC Barcelona in Richtung seines Münchner Widerparts, „weiß definitiv mehr über Wein als ich.“ Pausierte für einen Moment und schob dann nach: „Möglicherweise weiß er auch mehr über Basketball als ich.“

Und das sagte schon einiges aus über die Stimmungslage nach dem Ende einer bemerkenswerten Serie, in der der FC Bayern dem Titelfavoriten Nummer eins der Euroleague bedrohlich nahe gekommen war. Das galt auch für Spiel fünf am Dienstagabend, in dem die Münchner sich drei Viertel lang mindestens auf Augenhöhe bewegt hatten. Nur eben in diesem verflixten dritten Abschnitt nicht, in dem der für viele mit Abstand beste Kader der Königsklasse die Muskeln spielen ließ.

„Das dritte Viertel hat uns das Spiel gekostet“, sagte auch Bayern-Coach Andrea Trinchieri. Doch die Trauer über die erneut verpasste Chance schob der Italiener schnell beiseite. „Ich bin stolz wie nie zuvor auf mein Team“, sagte er, „das ist das Einzige, was ich von diesem Spiel behalten will.“

Von diesem Spiel und dieser Serie, die erahnen ließen, dass dieser Bayern-Kader vielleicht bis heute nicht sein wahres Gesicht gezeigt hat. Nicht eines von nun 36 Euroleague-Spielen hatte Trinchieri mit der vollen Kapelle bestritten. In Barcelona fehlten Darrun Hilliard (Schlüsselbeinbruch) und Corey Walden (Nachwirkung einer Corona-Infektion). Doch die Bayern fingen die Ausfälle auf. Ognjen Jaramaz (26) wuselte sich auch in Spiel fünf eindrucksvoll ins Blickfeld.

Othello Hunter plagte sich mit Adduktorenproblemen durchs Schlussviertel und stemmte sich trotzdem verbissen gegen das Aus. Der Routinier und Anführer hatte in den letzten Monaten mit Individualcoach Emilio Kovacic sogar an seinem Dreier geschuftet – zwei davon setzte er im Schlussabschnitt ins Ziel. Trinchieri würde Hunter auch am liebsten schon jetzt festhalten und frühestens am Ende der kommenden Saison wieder loslassen. „Ich hoffe, ich kann ihn noch ein Jahr vom Rücktritt abhalten“, sagte er. Könnte klappen, Hunter hat seine Bereitschaft zum Verbleib zuletzt schon ziemlich deutlich signalisiert. „Marko (Pesic, Anm. d. Red.), wenn du mich weiter willst – hier bin ich.“

Nun bleibt es abzuwarten, wie sich die lange Serie auf das nationale Geschehen auswirkt. Drei Nachholspiele hat man rund ums kommende Wochenende noch vor der Brust, in Ulm (Freitag), gegen Göttingen (Sonntag) und gegen Meister Alba Berlin (Dienstag), dann startet auch in der BBL mit den Playoffs die heiße Phase der Saison. An deren Ende die Bayern ja schon ganz gerne nach zwei Jahren Pause mal wieder die Meistertrophäe in den Audi Dome zurückholen würden. Ein Scheitern würde die Hochstimmung dieser Tage gewiss trüben.

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