Schmucklos ins Cockpit – Hamilton verliert die Kraftprobe

von Redaktion

Der Brite muss sich vor dem Rennen seiner Piercings und Ohrringe entledigen – Vettels spaßiger Unterhosenprotest

Miami – Die Kraftprobe mit dem deutschen Rennleiter um seine Ohrringe und Piercings hat Lewis Hamilton verloren. Trotz heftiger Widerworte beugte sich der Formel-1-Rekordweltmeister in Miami der Anweisung des neuen Regelhüters Niels Wittich und entledigte sich fast aller Schmuckstücke, ehe er ins Cockpit kletterte. Für sein Nasenpiercing, das wohl fachmännisch entfernt werden muss, erhielt der Mercedes-Superstar eine Ausnahmegenehmigung bis Ende Mai in Monaco. Zuvor hatte sich Hamilton noch heftig gegen die Vorgaben gesträubt und sie als „sehr, sehr dumm“ bezeichnet.

Rennleiter Wittich hatte die Teams informiert, dass sie künftig versichern müssen, dass ihre Piloten weder Schmuck noch private, nicht feuerfeste Unterwäsche im Auto tragen. Das Verbot steht schon länger im Regelwerk und soll für mehr Sicherheit sorgen. Sebastian Vettel hatte sich auf die Seite des verärgerten Hamilton geschlagen. „Wir sind alt genug, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen. Dann sollten wir das auch im Auto tun können“, sagte der 34-Jährige. Als Zeichen des Ungehorsams lief Vettel vor dem Auftakttraining in Florida mit über seinen Rennanzug gezogenen Boxershorts durch die Boxengasse (das Rennen war bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet).

„Das war ja mehr ein Gag. Die ganze Diskussion ist so bescheuert“, sagte der Aston-Martin-Pilot bei Sky. TV-Experte Ralf Schumacher widersprach energisch. „Es erinnert mich an Kindergarten“, sagte der frühere Formel-1-Pilot. Der 46-Jährige verwies auf die Vorbildfunktion von Weltmeistern wie Vettel und Hamilton: „Es ist schade, dass sich so erfahrene Leute, die schon so viele Unfälle gesehen haben, in der Art und Weise darüber lustig machen.“ Als Grund für die Maßnahmen gibt der Weltverband FIA an, dass Ringe oder Piercings bei Notfällen unnötige Hindernisse für Ersthelfer darstellen könnten. Zudem könne Schmuck als Hitzeleiter die Schutzwirkung von feuerfester Kleidung verringern. „Das erhöht das Risiko von Verbrennungen“, heißt es. Auch das Tragen handelsüblicher Unterwäsche ist unzulässig.

Hamilton hatte sich zunächst noch an Fia-Präsident Mohammed bin Sulayem gewendet. Er wolle zur Not eben unterschreiben, dass er den Schmuck auf eigenes Risiko trage. Die Formel 1 habe „wichtigere Dinge zu tun“, als sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Doch Wittich und die Fia blieben hart. Der Rennleiter, mit dem Portugiesen Eduardo Freitas seit Saisonbeginn im Amt, legt das Regelwerk strikter aus als seine Vorgänger. Der hessische Bauingenieur war zuletzt Renndirektor im Deutschen Tourenwagen Masters. Wittich habe das Kreuz, den Disput durchzufechten, sagte Ralf Schumacher: „Sebastian und Lewis werden sich da die Zähne ausbeißen, weil sie einfach unrecht haben.“ Die Bußgelder sind happig. Das erste Vergehen werde mit 50 000 Euro Geldstrafe geahndet, so Auto, Motor und Sport. Wiederholungstäter müssten 125 000 Euro zahlen. Beim dritten Mal kostet es 250 000 Euro sowie WM-Punkte. Da überlegt auch ein Multi-Millionär wie Hamilton zweimal.  sid

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