Köln – Auf der Innenseite seines linken Unterarms ist das weltberühmte Mantra des irischen Nobelpreisträgers Samuel Beckett eintätowiert: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ Was so viel heißt wie: Immer versucht. Immer gescheitert. Egal. Versuch es nochmal. Scheitere erneut. Scheitere besser.
Es ist in der Tat so etwas wie das Mantra im Leben des Tennisprofis Stan Wawrinka. Vor etlichen Jahren war der Schweizer einer der heißesten Tipps auf der Tour. Er gewann die Australian Open (2014), die French Open (2015) und die US Open (2016), „Stan the Man“ nannten sie ihn wegen seiner bulligen Statur. Ein Kraftpaket, dessen Vormarsch an die Spitze der Weltrangliste unaufhaltsam schien.
Doch Wawrinka schaffte es nie weiter als bis auf Platz drei, und dafür waren nicht die nachlassende Spielfreude oder fehlendes Können ausschlaggebend. Im August 2017 und ein zweites Mal im Juni 2018 wurde er am linken Knie operiert, er hatte Probleme, sich wieder heranzukämpfen. Er versuchte es. Er scheiterte. Er versuchte es wieder. Er scheiterte wieder. Er scheiterte besser.
Gerade, als Wawrinka dachte, jetzt sei alles wieder auf einem guten Weg, meldete sich der linke Fuß. Er müsse sich einem kleinen Eingriff unterziehen, meldete er im März 2021. Es folgten eine zweite OP, 15 Monate Pause und der harte Weg zum erneuten Comeback über die Challenger-Tour.
Und nun ist Stan Wawrinka, mittlerweile 37 Jahre alt, also ganz offensichtlich wieder da. Beim Masters in Rom lag er in seinem Auftaktmatch gegen Reilly Opelka (USA) einen Satz und ein Break zurück – und gewann in drei Sätzen. „Ich hatte eine tolle Karriere und könnte in meinem Alter beruhigt aufhören“, sagte er: „Aber das Feuer brennt, und ich bin sicher, dass ich noch ein paar große Turniere in mir habe.“
Die Geschichte wird also weitergehen. sid