Bayerns Joker im Titelkampf

von Redaktion

Er ist ein Top-Verteidiger – in den Playoffs ist Nick Weiler-Babb als Spielmacher gefragt

VON PATRICK REICHELT

München – Nick Weiler-Babb ist gut drauf in diesen Tagen. Der Sommer in der Stadt hat die Laune des Texaners merklich aufgebessert. Da spielt es auch keine Rolle, dass er die Sonne nicht viel genießen können wird. Am Freitagabend (20.30 Uhr) beginnt für ihn und seine Bayern-Basketballer die heiße Zeit des ansonsten gerne so dahintröpfelnden Bundesliga-Jahres.

Runde eins, das Viertelfinale, hat da gerne ihre Tücken. Der öffentliche Blick geht längst weiter, auf ein mögliches Wiedersehen mit Alba Berlin im Finale, Und die Bayern bekommen in den Chemnitz 99ers einen Gegner vorgesetzt, mit dessen High-Speed-Spiel sie in diesem Jahr schon ihre liebe Mühe hatten. Weiler-Babb indes will deshalb keine künstliche Spannung hineininterpretieren. „Wir haben gegen sie dreimal verloren, ja“, sagte er, „aber das ist jetzt ein ganz anderes Duell in einer Serie von bis zu fünf Spielen. Natürlich sind wir der Favorit.“

Und dass das so ist, hat auch viel mit ihm zu tun. Der 26-Jährige ist einer der Vielseitigsten im FCB-Team. Das ist günstig in einem Jahr, in dem gefühlt keine Woche ohne einen neuen Ausfall verging. Weiler-Babb ist ein bissiger Verteidiger, einer der besten vielleicht in Basketball-Europa. Weiler-Babb kreiert das Spiel, weil die Münchner seit geraumer Zeit einen akuten Mangel an Spielmachern haben. Er mag das, bis zum Wechsel nach Ludwigsburg vor drei Jahren hatte er meist als Point Guard gespielt. „Das ist mein Spiel“, sagt er, „ich mache das gerne.“

Und neuerdings ist der Mann auch ein zunehmend versierter Vollstrecker. Sein Chef, Marko Pesic hat kürzlich, in Bestlaune nach dem Sieg in Spiel vier gegen Barcelona, einen scherzhaften Zusammenhang mit Weiler-Babbs Horrorsturz aus der BBL-Partie gegen Hamburg hergestellt. „Seit er auf den Kopf gefallen ist, spielt er in der Offensive besser“, sagte der Bayern-Geschäftsführer. Man muss dazu sagen: Pesic ist bekennender Fan des 1,96-Meter-Modellathleten. Der Basketball-Boss hatte sich in der Vergangenheit schon darauf festgelegt, dass es der US-Amerikaner mit etwas mehr Erfahrung zu einem der dominierenden Guards der Euroleague bringen wird.

Was er schon jetzt wert ist, haben die Bayern vor allem dann zu spüren bekommen, wenn er nicht mit von der Partie sein konnte. So wie im Vorjahr nach seiner komplizierten Fußverletzung im Euroleague-Viertelfinale gegen Mailand. Oder auch in dieser Saison, als er nach seinem Crash wochenlang mit einer schweren Gehirnerschütterung fehlte.

Trainer Andrea Trinchieri, der selbst nach gesundheitlichen Problemen in den letzten Tagen pünktlich zum Playoff-Start wieder in Fahrt zu kommen scheint, hat sein Spiel maßgeblich auch auf ihn aufgebaut. Selbst zuletzt, im bedeutungslosen Nachholspiel gegen Meister Berlin, schuftete einzig Vladimir Lucic noch ein paar Sekunden mehr. Das muss aber auch so sein – zumal den Bayern Weiler-Babbs Landsmann Corey Walden, der etatmäßige Spielmacher, wegen der Nachwirkungen einer Corona-Infektion, weiter fehlen wird.

Weiler-Babb mag das, er spielt gerne eine größere Rolle im Spiel seines Lebens. Und beschweren würde er sich ohnehin nicht. Nicht in diesen Tagen, an denen der Sommer in München Einzug gehalten hat.

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