Spätes Bundesliga-Trainerbeben

33 solide Spieltage vor dem 34.

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Ein kleiner Blick für Sie, liebe Leserschaft, in den Alltag dieser Redaktion: Was hatten wir am Sonntag Bammel! Würde die TSG Hoffenheim Sebastian Hoeneß rauswerfen? Bitte das nicht auch noch. Uns wurde nämlich der Platz auf der Bundesliga-Seite knapp, die den letzten Spieltag der Saison beleuchten sollte. War ja neben den Dramen (Abstiegskampf, Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe) allerhand Außerplanmäßiges geschehen: Markus Weinzierl machte Schluss in Augsburg, Adi Hütter und Borussia Mönchengladbach trennten sich, der VfL Wolfsburg wies Florian Kohfeldt die Tür. Hintenraus ein mächtiges Trainerbeben – und die Größe einer Zeitungsseite ist nicht verhandelbar.

Diese Beziehungsbrüche – wie sind sie nun zu bewerten? Als Zeichen dafür, dass die Bundesliga ein durchgedrehter Betrieb ist? Das wäre der schnelle Meinungsreflex. Tatsächlich ist das wilde Treiben im Nachgang des 34. Spieltags in erster Linie aber dadurch zu erklären, dass 33 Runden in relativer Beschaulichkeit vonstattengingen. Vor ein paar Tagen waren wir die Tabelle durchgegangen und hatten festgestellt: Nur vier Vereine schmissen die Trainer raus, mit denen sie in die Saison eingestiegen waren: Wolfsburg, Leipzig, Hertha BSC, Bielefeld. Gut, die Berliner langten noch ein zweites Mal hin (von Dardai über Korkut zu Magath), doch im Großen und Ganzen bestätigte sich die Prognose, die wir im August 2021 abgegeben hatten: Trainer werden eine starke Position haben. Drei wurden schon durch das AblösePreisetikett geschützt (Julian Nagelsmann, Marco Rose, Adi Hütter), andere waren neu (Glasner in Frankfurt, Baumgart in Köln), bei manchen bestand eine Vorgeschichte, die Bindungskraft entwickelte (Streich in Freiburg, Fischer bei Union. Leitl in Fürth). Bei 18 Clubs muss es aber halt auch Unzufriedene geben, deswegen war klar, dass ab und zu ein Trainer würde gehen müssen. Insgesamt aber haben die Verantwortlichen sich am Riemen gerissen. Und manchen Trainer durchgezogen.

So eskalierte es eben zum großen Finale. Wobei jeder Fall für sich betrachtet keine skandalöse Maßnahme ist. Hütter und Gladbach fanden einfach nicht zusammen, Kohfeldt, das wird immer deutlicher, ist kein herausragender Fußballlehrer, genauso wenig Weinzierl. Trennungen, die aufgeschoben waren, aber unabwendbar. Sodass die Bundesliga am Ende doch noch auf ihre übliche Quote kam.

Guenter.Klein@ovb.net

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