Der Augsburg-Krimi

von Redaktion

Gehackte Nachrichten und Erpressung? Geschäftsführer Reuter widerspricht Anschuldigungen

Augsburg – Markus Weinzierl und Stefan Reuter waren am Samstagnachmittag keine fünf Meter voneinander entfernt und schafften es, einander nicht zu bemerken. Beide befanden sich in dem kleinen Raum im Keller der Augsburger Arena, in dem die Pressekonferenz zum letzten Bundesligaspiel gegen Greuther Fürth abgehalten wurde – virtuell, wie seit Beginn der Corona-Pandemie üblich.

Eine Fernsehkamera hielt die skurrile örtliche Szenerie im Stadion-Kabuff fest: Trainer Weinzierl, der seinen Abschied verkündet und vom Fehlen einer Basis gesprochen hatte, trat vom Podium ab, auf das zu steigen Sport-Geschäftsführer Reuter wartete. Der eine Luft für den anderen. Reuter erklärte dann, vom Vorstoß seines (Ex-)Trainers total überrascht zu sein.

Der FC Augsburg wird in sein zwölftes Jahr in der Bundesliga gehen – ohne Weinzierl, den man als seinen Dynastie-Trainer sehen kann, denn er bestritt fast die Hälfte dieser Ära. Fünf Jahre, 2012 bis 16 sowie 21/22 plus die drei Spieltage davor. Bei der ersten Trennung hatte Reuter dem damals aufstrebenden Weinzierl den Drang zu Schalke 04 (trotz langfristigen Vertrags in Augsburg) übel genommen, die Männerfreundschaft zerbrach. Vor gut einem Jahr fanden sie wieder zusammen – in beiderseitiger Not. Der FCA war in akute Abstiegsgefahr geraten, sein Coach Heiko Herrlich nicht mehr haltbar – und Weinzierl froh, nach zwei Jahren Joblosigkeit wieder was zu bekommen. Er bot von sich aus an: Vertrag für ein Jahr. Doch als Stefan Reuter im Winter in Sachen Verlängerung blockte, war Weinzierl beleidigt.

Doch es geht gerade um mehr als um Eitelkeiten, sondern um den Einfluss im Club. Reuter, seit Weihnachten 2012 beim FCA und inzwischen im nahen Günzburg sesshaft geworden, war wegen seiner Trainerentscheidungen und Transferbilanzen von Klaus Hofmann („Da war mir manche Summe zu hoch“) kritisch beäugt worden, auf der letzten Mitgliederversammlung wurde er von Hofmann, Präsident und Geschäftsführer der KGaA, nicht einmal mehr erwähnt. Hofmann trat nun der Gesundheit wegen am Freitag zurück, behält als Hauptinvestor („Ich werde meine Anteile nicht verkaufen, solange ich lebe“) aber Macht. Hofmann hätte mit Weinzierl weitermachen wollen und Ex-Trainer Armin Veh und Ex-Spieler Daniel Baier als Aufpasser für Reuter installieren wollen. Dagegen wehrte sich Reuter.

Gestern wiesen Reuter und Hofmann Medienberichte zurück, der Manager habe den Rücktritt des Präsidenten erzwungen. Reuter nannte es „bedenklich, wenn derartige Fehlinformationen gestreut werden“. Hofmann betonte: „Mein Rücktritt hat nichts mit angeblich gehackten Nachrichten oder sonstigen Spekulationen zu tun, sondern ausschließlich die von mir genannten gesundheitlichen Gründe.“ Reuter hat wieder alle Freiheiten, auch Michael Ströll gewinnt an Profil. Der Finanz-Geschäftsführer hatte beim FCA als Praktikant begonnen, inzwischen vertritt er den Club in der DFL. Reuter sucht nun einen Trainer (Favorit: Enrico Maaßen, Dortmund II), Ströll einen Präsidenten (man tuschelt: Ex-OB Kurt Gribl). GÜNTER KLEIN

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