Seeler warnt vor Berliner X-Faktor

von Redaktion

Relegationsduell wie aus dem Drehbuch: Magath mit Hertha gegen seine alte Liebe HSV

Hamburg/Berlin – Selbst bei Uwe Seeler ist der Glaube an die Bundesliga-Rückkehr zurück, doch das Hamburger Idol fürchtet den Berliner X-Faktor. „Felix Magath wird sich etwas einfallen lassen, er kennt den HSV ja ein bisschen“, sagte der 85-Jährige. Der wohl gefährlichste Gegner, Seeler spürt das vor dem „sehr reizvollen“ Relegationsduell, stammt aus der eigenen Familie.

Hamburger SV gegen Hertha BSC – kein Regisseur der Welt hätte wohl eine bessere Dramaturgie für die beiden Extraspiele, die über Auf- und Abstieg entscheiden werden, entwerfen können. Hier der Ex-Bundesliga-Dino – dort der tief gefallene Hauptstadtclub, der mit Felix Magath eine Hamburger Clublegende auf der Bank sitzen hat.

Magath ficht das Bohei um seine HSV-Vergangenheit als Spieler, Trainer und Manager zumindest äußerlich nicht an. Natürlich schlägt sein Herz noch für die Raute, doch seinen Gefühlen hat er für die kommende Woche Schweigepflicht verordnet.

„Der HSV“, so formulierte es Magath im kicker, „das steht doch vollkommen außer Frage, ist der größte Abschnitt meines Fußballer-Lebens. Aber das spielt für diese beiden Begegnungen überhaupt keine Rolle!“ In den Partien am Donnerstag im Berliner Olympiastadion und dem Rückspiel am Montag (beide 20.30 Uhr/Sky und Sat.1) im Hamburger Volksparkstadion gehe es „nicht um mich oder meine Vergangenheit mit dem HSV. Es geht einzig und allein um Hertha BSC – um den Klassenerhalt.“

So sehr er sich das auch wünscht, ganz so einfach dürfte es nicht werden mit dem Ausblenden des Gewesenen. Zu eng ist Magaths Wirken mit der Vereinsgeschichte des HSV verknüpft. Beim stolzen Club an der Elbe prägte Magath als Spieler in den 1970/80er Jahren die bis dato erfolgreichste Ära, die ganz großen Titel und Triumphe (3x Meister, 2x Europacupchampion) sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. Unvergessen auf ewig bleibt Magaths Traumtor im Endspiel des Europapokals der Landesmeister 1983 gegen Juventus Turin (1:0).

Beim HSV versuchen sie trotzdem, das Thema runterzukochen. „Dass Felix ein großartiger Mensch und Trainer ist, steht außer Frage. Aber es geht darum, dass wir bei uns bleiben“, sagte Coach Tim Walter. Und auch Sportvorstand Jonas Boldt beschäftigt die Causa Magath „aktuell weniger. Aber vielleicht werden wir uns nach den Spielen mal austauschen“.

Sportlich wie mental scheint der HSV im Vorteil zu sein: Während die Hamburger nach fünf Siegen hintereinander mit breiter Brust in die Relegation starten, gab es für die Berliner nur einen Punkt aus den letzten drei Spielen. Der Retter-Effekt von Magath, der seine Mission bei der Hertha Mitte März angetreten hatte, war zuletzt ein bisschen verpufft.  sid

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