Hamburg/Berlin – Als bei Hertha BSC der nächste Sturm aufzog und im Rücktritt von Präsident Werner Gegenbauer gipfelte, hatte sich Felix Magath längst zum Holzhacken in den heimischen Garten verabschiedet. Der „Relegationskönig“ hat fertig: Seine Mission, die Berliner vor dem Fegefeuer der 2. Liga zu bewahren, ist erfüllt.
Nach dem Klassenerhalt im Nachsitzen sprach der „Magier“ Magath erleichtert von der „schwierigsten Aufgabe“ seiner jahrzehntelangen Trainerkarriere – und er kündigte im nächsten Atemzug seinen Abgang an. „Ich hatte den Auftrag, die Hertha in der ersten Liga zu halten“, sagte Magath bei „Sky“: „Ich sehe es als selbstverständlich an, meine Sachen in Berlin zu packen und nach Hause zu gehen.“ Was er dort am Dienstag tun wolle? „Holz hacken.“
Von dort aus konnte der 68-Jährige in Seelenruhe den nächsten Akt im vereinsinternen Hertha-Machtkampf verfolgen. Am Dienstagabend trat Präsident Werner Gegenbauer zurück. „Es gibt Momente für Neuanfänge. Und ich denke und spüre, dass heute ein solcher Moment gekommen ist“, wurde der 71-Jährige in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
Gegenbauer amtierte seit 2008 als Hertha-Präsident, zuletzt waren jedoch Zwistigkeiten zwischen ihm und Investor Lars Windhorst öffentlich geworden. Gegenbauer betonte, dass die Auseinandersetzungen keinen Einfluss auf seine Entscheidung gehabt hätten.
„Ich möchte ausdrücklich klarstellen, dass die momentanen Unstimmigkeiten mit unserem Investor bei meiner Entscheidung keine Rolle gespielt haben. Diese Auseinandersetzung ist nie eine persönliche gewesen. Es ist eine Kontroverse zwischen Hertha BSC und der Tennor Holding“, sagte Gegenbauer. Windhorst hatte seit seinem Einstieg im Jahr 2019 375 Millionen Euro investiert.
Zuvor hatte Hertha bereits mitgeteilt, dass Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller den Verein zum 31. Oktober verlassen wird. Clubspitze, Trainer, und womöglich auch etliche der Spieler, die Montagnacht noch ausgelassen die Rettung feierten. Wobei man sich auch vom ungünstigen späten Montagabend nicht bremsen lassen wollte. „Dit is Berlin, Digga“, hatte Hertha-Profi Niklas Stark entsprechende Bedenken abgetan.
Und nun also Tabula rasa bei der Hertha – der Club steht in vielen Bereichen vor einem grundlegenden personellen Neuanfang. „Wir müssen Ruhe reinbringen in den Verein“, appellierte Routinier Kevin-Prince Boateng. Doch mit der Ruhe ist das an der Spree vor der wegweisenden Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag so eine Sache.
Noch steht in den Sternen, wie der Kader in der nächsten Bundesliga-Saison aussehen könnte. Und auch für den Trainerposten gibt es noch keinen heißen Kandidaten. Der Ex-Mainzer Sandro Schwarz (43/Dynamo Moskau) wird gehandelt, ebenso Adi Hütter (52/zuletzt Gladbach). Bobic ließ am Dienstag verlauten, er wolle „in den nächsten Tagen“ einen neuen Coach präsentieren.
Das Geld dürfte dabei jedenfalls keine Rolle spielen. Denn Investor Windhorst hat in Aussicht gestellt, neues Kapital zur Verfügung zu stellen – aber nur unter einer neuen Führung ohne Gegenbauer. Der Weg dazu ist nun frei.
Bei Magath bedankte sich Bobic derweil noch einmal ausdrücklich. „Er hat etwas Außergewöhnliches geleistet“, sagte er. Und auch Windhorst hob die Dienste des Trainergurus hervor: „Seine Erfahrung und Führungsstärke haben den Verein vor dem Abstieg bewahrt.“ sid