Eishockey-Zwischenbilanz

Söderholm ist ein guter Trainer

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Vor dreißig Jahren war Dr. Ludek Bukac deutscher Eishockey-Bundestrainer. Der Tscheche hinterließ kein bleibendes Werk, aber eine bis heute gültige Einschätzung des Modus, wie er bei Weltmeisterschaften üblich war und ist: „Das sind keine Playoffs, das ist Elimination“, umschrieb Dr. Bukac die Brutalität, mit der ein Turnier, egal wie gut es in der Vorrunde gespielt wurde, in einem unglücklichen Viertel- oder Halbfinalmatch beendet werden kann. Auch 2022 ist Elimination angesagt. Sollte es am Donnerstag im Viertelfinale die deutsche Mannschaft erwischen, würden die Spieler ihre Köpfe gesenkt halten, wenn die Hymne des siegreichen Gegners intoniert wird – trotzdem wäre die WM nicht als Misserfolg oder nicht mehr als das Erreichen des Mindestziels (Top Acht) zu bewerten.

Die Erkenntnis, die jetzt schon gereift ist und natürlich bestätigt würde, käme das deutsche Team noch eine Runde weiter: Toni Söderholm ist ein guter Trainer und eine starke Lösung für den Deutschen Eishockey-Bund. Die Bilanz des Finnen: 2019 eine starke Vorrunde, Viertelfinale. 2021 (das Jahr dazwischen war Corona): In einer komplizierten Vorrunde bestanden, Halbfinale, Spiel um Platz drei. 2022: Platz zwei in der Gruppe, 16 Punkte aus sieben Partien. Sicher, die Verbannung Russlands, das ein Gegner gewesen wäre, machte es etwas einfacher, doch souverän weitergekommen wären die Deutschen genauso.

Zu 2022 gehört auch Olympia. Es war die große Enttäuschung für Söderholm, und wer Eishockey nahe verfolgt, spürte im Februar auch die Enttäuschung von Söderholm. Mit der Zusammensetzung des Kaders für Peking war der Finne von seinen Prinzipien abgewichen, es schien so, als wolle er das Silber-2018-Konzept seiner Vorgängers Marco Sturm kopieren und folge nicht einer eigenen Idee. Es ging schief. Doch bei der Weltmeisterschaft ist Toni Söderholm wieder ganz bei sich. Seine Mannschaft ist klar konturiert, die Rollen sind zugewiesen, und der Finne hat es geschafft, dass jeder mit dem einverstanden ist, was er einbringen darf. „Eine ehrliche Kabine“, so Söderholms Begriff, entsteht nicht immer – ihm gelingt es oft. Und so hat er mit seinen Mitteln als Trainer ausgleichen können, dass die Voraussetzungen nicht die besten waren: mit zahlreichen Absagen, kurzer Vorbereitung und dem Ausfall von Supertalent Tim Stützle. Söderholm hat eine Stärke geweckt, mit der man in die Playoffs gehen kann. Pardon: die Elimination.

Guenter.Klein@ovb.net

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