„Wir müssen auf dem Boden bleiben“

von Redaktion

Handball-Legende Sigurdsson über die Rückkehr mit Gummersbach in die Bundesliga

München – Er war einer der besten Handballspieler der Welt. Mit 1875 Toren hält Gudjon Valur Sigurdsson bis heute den inoffiziellen Weltrekord an Länderspieltoren. Seit wenigen Tagen hat der 42-jährige Isländer auch seinen ersten Erfolg als Trainer in der Tasche: Er führte den Traditionsclub VfL Gummersbach – bereits vier Spieltage vor Saisonende – zurück in die Handball-Bundesliga.

Herr Sigurdsson, als Spieler haben Sie gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Als Trainer sind sie nun Zweitliga-Meister. Wie fühlt sich das an?

Das fühlt sich sehr gut an. Wir haben aber auch hart dafür gearbeitet und haben das auch verdient. Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs, beim Spielen und beim Feiern. Aber die Arbeit wird nicht weniger. Wir haben noch drei Spiele und die wollen wir erfolgreich bestreiten.

Das dürfte nach der Meisterschaft nicht einfach sein.

Naja, wir machen ganz normal mit unserem Trainingsaufbau weiter. Mal sehen, wie die Jungs reagieren. Aber bis jetzt sieht es gut aus, ich bin sehr zufrieden.

Sie sind ein Aufsteiger mit großem Namen und großer Tradition. Macht das die Vorbereitung auf die Bundesliga einfacher oder schwerer?

Wenn die Leute an uns Interesse haben weil wir Gummerbach heißen, dann ist das schön. Aber wir müssen mal schön auf dem Boden bleiben. Wir sind trotzdem ein Aufsteiger, und die haben es immer am schwersten, auch wenn die zweite Liga sich sehr gesteigert hat. Man sieht das zum Beispiel an Hamburg in diesem Jahr. Das ist super, was die in der ersten Liga machen. Es wäre schön, wenn wir das auch schaffen.

Sie haben in zwei Jahren nicht nur eine Aufstiegsmannschaft geformt. In ihrer Mannschaft spielen acht Nationalspieler. darunter mit Julian Köster auch ein Senkrechtstarter der DHB-Auswahl. Macht Sie das doppelt zufrieden?

Das ist schön, ja, Wobei man sagen muss, dass viele Leute hinter diesem Erfolg stehen. Nicht zu vergessen die Vereine, wo diese Spieler ausgebildet wurden. Dort ist gut gearbeitet worden – bei uns haben sie dann den nächsten Schritt gemacht. Aber ich habe auch hier in Gummersbach einen tollen Trainerstab. Und nicht zu vergessen: Christoph Schindler, der Geschäftsführer, er hat einen unglaublichen Job gemacht. Er hat auch mir diese Chance gegeben – dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Sie haben sich als Spieler zum Weltklassespieler entwickelt. Was fehlt zum Weltklassetrainer?

Ich habe das Glück gehabt, als Spieler für einige der weltbesten Trainer zu arbeiten und von ihnen zu lernen. Diese Leute wissen so unglaublich viel über den Handball, sie haben brutale Erfahrung, sie wissen immer was sie sagen müssen, wie und woran sie arbeiten müssen. Da habe ich noch einen langen Weg vor mir. Aber ich bin ja auch erst im zweiten Jahr.

Welcher Trainer hat Sie am stärksten geprägt?

Oh, das waren so viele Trainer und ich bin für jeden dankbar, mit dem ich zusammenarbeiten durfte. Ganz schwer, da einen herauszupicken. Juri Schewzow bei TUSEM Essen hat mich sicher sehr geprägt, auch Raul Gonzalez oder Xavi Pascual, Nikolai Jacobsen bei den Rhein-Neckar Löwen oder natürlich Alfred Gislason. .

Letzteren werden Sie als Bundestrainer nun wohl des Öfteren wieder sehen.

Alfred war in diesem Jahr wegen Julian Köster schon einige Male da. Ich kenne ihn seit zwanzig Jahren, das freut mich sehr.

Alfred Gislason ist ein weiterer Isländer, der in Deutschland heimisch geworden ist. Ist das eine Kombination, die einfach passt?

Vielleicht ist das so, ja. Ich habe mich jedenfalls in Deutschland immer wohl gefühlt, meine Familie fühlt sich hier sehr wohl. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir hier sein dürfen. Dazu kommt, dass die deutsche Liga in der Breite so stark ist wie keine andere. Das ist die beste Liga der Welt. Und ich hatte die Chance in einigen der größten Clubs hier spielen zu dürfen. Und ich habe mich immer wohl gefühlt. Ich finde das ein wunderbares Land und ich bin sehr froh, auch jetzt hier zu sein.

Interview: Patrick Reichelt

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