Champions-League-Finale

Die Krönung der Final-Wochen

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Die furiosen Frankfurter, der magische Mourinho und nun – zum Abschluss der Fußball-Final-Festwochen – das große Duell der Königsklasse zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool. Das Spiel hat so viele Gesichter und Geschichten, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen und für wen man die Daumen drücken soll. Viel manifestiert sich aber in den beiden Trainern.

Jürgen Klopp, der Kult-Coach, könnte seine großartige Saison mit den Reds mit dem dritten Titel – nach dem FA Cup und dem Ligapokal – veredeln. Der Fußball-Stil des 54-Jährigen lässt die Herzen der Fußball-Romantiker höher schlagen. Er versteht es, seine Teams in einem taktischen System agieren zu lassen, ohne dabei die Emotionen, die Individualität, den Tor-Drang oder die Kampfeslust zu ersticken. In Liverpool ist er längst eine Legende und die Liebe zu diesem Club hat ihn dazu gebracht, sein eigenes Versprechen zu brechen und seinen 2024 auslaufenden Vertrag noch einmal (bis 2026) zu verlängern.

Sein Gegenüber, Carlo Ancelotti, erfährt seinen dritten Frühling. Wer ihn während seiner Zeit bei Bayern, die 2017 abrupt endete, erlebte, konnte kaum glauben, dass er bereits vier Mal im Endspiel der Champions League stand – und dreimal gewann. Er war weit entfernt von Tiki-taka, auch Catenaccio lag ihm fern. Böse Zungen behaupteten, man erkannte überhaupt keine Taktik. Hinzu kam die mediterrane Lebenseinstellung des Italieners und seines Teams, die darin gipfelte, dass sein Fitnesstrainer in der Kabine ständig rauchte.

So schnell er die Spieler in München verlor, so schnell hat er sie in Madrid gewonnen. Alaba, Marcelo, Carvajal, Bale, Modric, Benzema und Kroos – all die Stars der Galaktischen scheinen ihm blind zu folgen. Oder vielleicht machen sie auch einfach, was sie für richtig halten. Das Ergebnis sind Glanzauftritte in Serie gegen Paris, Chelsea und Manchester City, von denen niemand so genau erklären kann, wie sie zustande kamen.

Toni Kroos, in Deutschland kritisiert, in der Welt verehrt, spielt eine wichtige Rolle. Noch entscheidender aber ist Karim Benzema. Als Mensch kann man ihn wegen seiner vielen Fehltritte nicht uneingeschränkt gut finden, aber als Spieler bezaubert er derzeit alle. Auch mit 34 Jahren steht er noch für furiosen Fußball, für Magie und für Emotion. Genauso wie Thiago, Salah oder Mané auf Liverpools Seite.

mathias.mueller@ovb.net

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