System ohne Spitze

von Redaktion

Bayern ohne Lewandowski – so könnte Nagelsmann die Münchner umkrempeln

VON MANUEL BONKE

München – Robert Lewandowski (33) und seine Ehefrau Anna (33) weilen aktuell in Cannes – und lassen bei den Filmfestspielen keinen roten Teppich aus. Das polnische Power-Paar genießt das Glamour-Leben sichtlich und posiert gekonnt vor den zahlreichen Kameras. Während sich Lewandowski derzeit nur Gedanken machen muss, ob er einen weißen, schwarzen oder blauen Smoking trägt, zerbrechen sich die Kaderplaner des FC Bayern die Köpfe: Wie könnte die Mannschaft einen Abgang des zweimaligen Weltfußballers kompensieren? Das Spiel des deutschen Rekordmeisters war in den vergangenen Jahren vollumfänglich auf den Angreifer zugeschnitten. Bei vielen Flügelspielern wie Kingsley Coman (25) oder Serge Gnabry (26) war der erste Reflex daher meistens: Kopf hoch und schauen, wo sich Lewy positioniert hat. Geschah das nicht, kassierten die Mitspieler meist einen bösen Blick. Trotz der Ausnahmequalitäten des polnischen Nationalspielers waren die Münchner Angriffe für die Gegner leicht auszurechnen, gleichzeitig waren Coman & Co. in ihrer Spielweise eingeschränkt. Durch einen Lewandowski-Abschied würden sich neue Möglichkeiten eröffnen. Vor allem, wenn die potenziellen Transferziele Sasa Kalajdzic (24/VfB Stuttgart) und Sadio Mané (30/FC Liverpool) realisiert werden.

Sollten sich die Wege von Robert Lewandowski und dem FC Bayern im Sommer wirklich trennen, ist einer besonders gefragt: Julian Nagelsmann (34). Der Trainer muss überlegen, wie sein Spiel ohne eine klassische Nummer neun aussehen soll. Seine Spielidee sieht nicht zwingend einen typischen Mittelstürmer vor, wie Nagelsmann bei seinen bisherigen Trainer-Stationen in Hoffenheim und Leipzig gezeigt hat. Bei RB spielte Timo Werner in der Spitze, der durch seine Schnelligkeit überzeugte. Nach dessen Wechsel zum FC Chelsea setzte Nagelsmann gerne auf Emil Forsberg oder Christopher Nkunku als falsche Neun.

Ähnlich wird Nagelsmann künftig auch die Bayern auf den Kopf stellen müssen. Überlegungen gibt es viele an der Säbener Straße: Thomas Müller (32) wäre eine Möglichkeit für ganz vorne. Der Nationalspieler hat diese Position in der Vergangenheit bereits häufiger gespielt. Diese Lösung würde noch einen weiteren Vorteil bieten: Auf der Zehn wäre somit der (Stamm-)Platz für Jamal Musiala (19) frei. In der Führungsetage wünscht man sich, dass der Youngster kommende Saison die Schwelle zum Stammspieler überschreitet. Das weiß auch Nagelsmann. Serge Gnabry (26) war in der vergangenen Saison nicht glücklich darüber, dass er häufig Defensiv-Aufgaben übernehmen musste. Davon wäre er als falsche Neun befreit. Und: Nagelsmann setzte ihn dort zu gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten bereits ein. Allerdings ist Gnabrys Zukunft weiterhin ungewiss: Der Verein hat ihm ein Angebot vorgelegt, dass ihm zu niedrig scheint. Aktuell sind die Verantwortlichen dem Vernehmen nach nicht gewillt nachzubessern. Real Madrid soll ernsthaft Interesse an Gnabry zeigen. Übrigens: Mané und Gnabry haben den selben Berater.

Letztendlich wird Nagelsmann nichts anderes übrig bleiben, als das Offensivspiel seiner Bayern umzuplanen. Denn einen 1:1-Ersatz für Robert Lewandowski gibt es aktuell nicht. Das wäre Erling Haaland (21) gewesen. Doch der spielt künftig bei Manchester City.

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