Bonn – In Halbzeit zwei war für den Chef die Zeit gekommen, das Heft in die Hand zu nehmen. Vladimir Lucic griff am eigenen Korb kompromisslos Abpraller ab. Vorne hämmerte er den Ball auch per Dunking durch die Reuse. Und der unumstrittene Kopf der Basketballer des FC Bayern setzte damit ein Signal für die folgende eindrucksvolle Machtdemonstration des Euroleague-Viertelfinalisten.
80:68 (33:35) hatten die Münchner am Ende dieses erste Halbfigewonnen. Hatten die mjt Abstand beste Offensive dieser Bundesligasaison bei überschaubaren 68 Punkten gehalten. Und hatten deren Trainer-Senkrechtstarter Tuomas Iisalo fürs Erste leicht ratlos hinterlassen. „Gegen eines der besten Teams in Europa muss man einfach mehr liefern“, murrte der Finne und richtete den Blick auf Spiel zwei am Montag (20.30 Uhr/Sport1 und MagentaSport). „Wir haben 48 Stunden Zeit, um Lösungen zu finden.“ Klar: Einen zweiten Auswärtserfolg, ein 2:0 würden sich die Bayern in den dann folgenden Heimpartien am kommenden Wochenende (Samstag und Montag) kaum mehr nehmen lassen.
Dabei schien es ja lange zu funktionieren, was man sich beim Tabellenzweiten der Hauptrunde ausgedacht hatte. Bonn verteidigte hat. Und die Gastgeber versuchten das Münchner Kreativproblem zu nutzen. Den Bayern ist auf der Spielmacherposition zuletzt ja auch noch Zan-Mark Sisko (Rücken) abhanden gekommen. Die Aushilfen wie Andreas Obst versuchte Bonn früh, aggressiv zu attackieren. Das zeigte durchaus Wirkung – 14 Ballverluste hatten sich die Gäste schon bis zur Pause geleistet. Mehr als üblicherweise in einem ganzen Spiel.
Aber die Bayern zogen ja die Zügel an. Und das taten sie vor allem in der Defensive. „Sehr solide“, wie Lucic (19 Punkte) befand. Jedenfalls schlecht für den Bonner Wirbelwind Parker Jackson-Cartwright, der vor allem beim immer besser in Form kommenden Nihad Djedovic in besten Händen war. Der Liga-MVP war mit 14 Punkten zwar immer noch Bonner Topscorer. Aber anders als im Viertelfinale gegen Hamburg (36 Punkte im Schnitt) war er an diesem Abend kein echter Faktor. „Wir haben ihnen die Idee weggenommen, dass er die Hauptperson wird“, sagte Lucic.
Als solche hätte Bonn den Regisseur aber gebraucht, zumal die Bayern auch die Körbe bestens im Griff hatten. 42 Abpraller sicherten sie sich – gegen 24 der Gastgeber. Für Trainer Andrea Trinchieri, der sich zwischenzeitlich ein Technisches Foul eingehandelt hatte, „der Schlüssel dieses Spiels“. Man ahnt: Die Physis unter den Brettern wird auch im zweiten Duell am Montag ein wesentliches Argument auf beiden Seiten sein.
Trinchieri jedenfalls richtet sich auf heftigen Gegenwind für sich und seine Profis ein. „Ich bin sicher, dass Bonn superstark zurückkommt“, sagte er, „um in den Playoffs erfolgreich zu sein, musst du in jedem Spiel besser werden. Wir müssen besser in der Offensive, besser in der Defensive und bei der Konzentration sein.“ Na dann.