Dass sein Nachname Fluch und Segen sein würde, wusste Mick Schumacher schon als Kind. Etwa mit elf Jahren beschloss der Weltmeister-Sprössling selbst eine Karriere im Motorsport anzustreben und wurde daraufhin gefördert. Angetreten ist er damals aber noch unter dem Pseudonym Mick „Betsch“, dem Geburtsnamen seiner Mutter Corinna, später dann als Mick „Junior“. Man wollte möglichst wenig Aufmerksamkeit in der Szene erregen.
Als sich die Erfolge häuften und Mick in den Formelsport wechselte, tauchte plötzlich wieder ein Schumacher in den Ranglisten auf. Ein gewisses Talent war schnell zu erkennen, aber – auch das gehört zur Wahrheit –Mick hatte das nötige Kleingeld und stets das beste Material. Schon damals gab es Skeptiker – zumindest hinter vorgehaltener Hand.
In der Formel 4 holte Schumacher den Vizetitel, in der Formel 3 und 2 triumphierte er jeweils im zweiten Jahr – es war offiziell die Eintrittskarte für die Königsklasse. Wenn man ehrlich ist, hätte es aber wohl auch ohne die Titel gereicht, denn der heute 23-Jährige liefert eine Geschichte, die die Formel 1 bestens verkaufen und vermarkten konnte und kann.
Zumindest bis jetzt. Denn in dieser Saison sitzt Schumacher erstmals in einem (Haas-) Auto, das Punkte liefern kann, soll oder vielleicht sogar muss. Das beweist auch sein Teamkollege Kevin Magnussen (15 Punkte). Die bisherige Bilanz von drei schweren Unfällen und null Zählern spricht allerdings nicht für den Deutschen.
Immer mehr scheint sich zu bestätigen, was Kritiker schon früher analysierten: Schumacher ist kein schlechter Pilot, aber keineswegs ein Supertalent wie Max Verstappen (24), Charles Leclerc (24) oder George Russell (24), die nur ein Jahr älter sind und längst um die WM kämpfen oder sie sogar schon gewonnen haben. Und er ist erst recht kein Überflieger wie Papa Michael.
Das ist per se nicht schlimm. Und der Vergleich mit seinem Vater eigentlich unfair – Stichwort: Fluch und Segen. Aber da sich Schumacher den Formel-1-Titel selbst als Ziel gesetzt hat, muss er sich jetzt an diesen Aussagen messen lassen. Und aktuell ist Mick weiter von diesem Traum entfernt als die Münchnerin Sophia Flörsch, seine frühere Konkurrentin in Formel-3-Zeiten, von einem Cockpit in der Königsklasse des Motorsports.
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