München/Monaco – Die Gerüchte über die zukünftige Fahrerbesetzung in der Formel 1 erreichten beim Glamour-GP in Monaco einen vorläufigen Höhepunkt. Motorsport.com Italien berichtet, dass Sebastian Vettel (34) am Ende des Jahres seine Karriere beenden wird und Mick Schumacher (23) dafür sein Cockpit bei Aston Martin übernehmen könnte. Grund: Die britische Kultmarke von Mit-Eigentümer Lawrence Stroll (dem kanadischen Milliardär gehört auch das Formel-1-Team) schreibt rote Zahlen und will besonders in Deutschland seine Absatzzahlen vervielfachen. Ein Legendenname wie Schumacher soll dabei helfen. Aber wie realistisch ist dieses Szenario?
Was Sebastian Vettel betrifft: Am Ende des Jahres läuft sein Vertrag bei Aston Martin aus. Im Moment denkt der vierfache Weltmeister darüber nach, ob er seine Karriere fortsetzen will. Er wägt ab, ob seine Erfolgsaussichten groß genug sind, um die für ihn negativen Randerscheinungen der Königsklasse übertrumpfen zu können. Es ist kein Geheimnis, dass die Formel 1 für Nachhaltigkeitsprediger Vettel weder in Sachen Umweltschutz noch in Sachen politischer Moralbekenntnisse genug tut. Dafür macht sich der Heppenheimer seit gut zwei Jahren öffentlich stark und nervt damit gleichermaßen die F1-Vermarkter und den eigenen Teamboss Stroll. Deshalb ist es kaum vorzustellen, dass der Kanadier, dessen Sohn Lance auch noch Teamkollege Vettels bei Aston Martin ist, Interesse hat, Vettels Vertrag zu verlängern. Vettel muss vielleicht seine Karriere beenden, wenn er nicht ein anderes Team findet.
Eine Rückkehr zu Red Bull hätte eine Lösung sein können. Doch gestern wurde bekannt, dass Monaco-Sieger Sergio Perez seinen Vertrag um zwei Jahre bis Ende 2024 verlängert hate. Was Vettel aber helfen könnte: Die zukünftige Zusammenarbeit mit VW-Tochter Porsche gilt als sicher. Und VW-Konzernchef Herbert Diess (63) hatte vor drei Wochen offiziell gefordert: „Wir gehen davon aus, dass wir in jedem unserer Teams einen deutschen Fahrer haben werden.“
Diese Aussage gilt auch für Audi, die sogar mit eigenem Team in der Königsklasse starten wollen. Eine bevorzugte Variante für die Ingolstädter ist dabei der Kauf von Aston Martin. Lance Stroll redet intensiv mit Audi über einen Verkauf, nicht nur des Teams. Und da kommt jetzt Mick Schumacher ins Spiel. Mit ihm im Gepäck wird die Kaufoption Aston Martin für Audi noch attraktiver. Das Problem: Schumacher ist als Juniorfahrer bei Ferrari unter Vertrag. Die Italiener haben den Sohn der Legende beim Partnerteam Haas platziert, weil sie das Recht dazu haben. Haas-Team Günther Steiner bestätigt: „Laut Vertrag müssen wir einen unser zwei Fahrerplätze mit Ferrari-Fahrern besetzen.“
Fest steht: Gerade die Entwicklung in den vergangenen Wochen zeigt, dass die Haas-Schumacher-Liaison mehr Zweckehe ist als Liebesheirat. Steiner setzt Schumacher immer mehr unter Druck und fordert Punkte. Sein Teamkollege Kevin Magnussen hat an drei der sechs bisherigen Wochenenden gepunktet und liegt mit 15 Zählern an zehnter Stelle der Fahrer-WM. Schumacher dagegen ist noch ohne Punkte, wirkt aber nicht nur deshalb unglücklich. Onkel Ralf Schumacher beobachtet: „Mick und Günther Steiner sind vom Charakter her sehr verschieden.“
Soll heißen: Ein Wechsel wäre für seinen Neffen gut. Ferrari würde ihn laut unseren Informationen auch freigeben, um ihm den nächsten Schritt in seiner Karriere zu ermöglichen. RALF BACH