München – Am Tag danach zog es die Basketballer des FC Bayern nur noch nach Hause. Wen wunderte es, der Doppeleinsatz in Bonn hatte merklich an den Kräften der Münchner Profis gezehrt. Trainer Andrea Trinchieri hatte die entsprechenden Zeichen bereits während des zweiten Halbfinals am Montagabend bei seinen Schützlingen entdeckt. „Mental waren wir heute platt“, sagte er da, „dadurch haben wir zu viel zugelassen.“ Heraus kam ein schwer erkämpftes 82:81, das die Bayern in der Serie gegen die Baskets Bonn aber immerhin in eine komfortable Situation bringt.
Bereits am Samstag (18 Uhr) könnte man in eigener Halle den Finaleinzug klarmachen. „Wir haben jetzt eine große Chance“, sagte Andreas Obst, mit 17 Punkten neben Nick Weiler-Babb (18) der treffsicherste Münchner, „und die wollen wir jetzt natürlich nutzen.“
Und Obst wird wohl geahnt haben, dass die Frage, ob die Serie tatsächlich schon nach drei Spielen beendet werden kann, auch maßgeblich von ihm abhängt. Denn falls Zan Mark Sisko wegen seiner Rückenprobleme weiter passen muss, muss Obst neben dem allgegenwärtigen Weiler-Babb auch weiterhin als Spielmacher aushelfen. Das ist alles andere als einfach. „Du musst in vielen Punkten umdenken“, sagte der Nationalspieler.
Das klappte in den beiden Partien im Rheinland nicht schlecht, was sich umso besser traf als die die Münchner Defensivkräfte ihrerseits Bonns Schaltzentrale Parker Jackson-Cartwright bestens im Griff hatten. Vor allem weil Obst als Vollstrecker funktionierte. Der frühere Ulmer spielte zwar nicht viel, am Montagabend knapp 14 Minuten. Doch wenn er das Feld betrat, setzte er meist schnell Nadelstiche. Vier von sechs Distanzwürfen saßen – es ist auch diese Qualität, die die Bayern natürlich mit Blick auf die Finalspiele gegen Alba Berlin hoffen lässt.
Dass es zu denen kommen wird, dürfte mittlerweile niemand mehr ernsthaft bezweifeln. Der Titelverteidiger aus der Hauptstadt reist am Freitag mit einem komfortablen 2:0 nach Ludwigsburg, die Bayern nehmen das gleiche Ergebnis mit in den Audi Dome. Womit sich das, in der Hauptrunde gerne gepflegte Bild von der engen BBL schnell wieder relativiert hat. Wenn die Euroleague-Clubs die Doppelbelastung überstanden haben, dann stehen sie im nationalen Betrieb eben doch ein Stück über den Dingen.
Immerhin denkt auch Trinchieri, der sich und seine Bayern vor der Abreise nach Bonn schon für das Halbfinale noch zum „reinen Außenseiter“ erklärte, schon ein bisschen voraus. „Wir müssen mental stabiler werden, wenn wir etwas gewinnen wollen“, murrte der Italiener noch am Montagabend.
Aber die Dinge könnten sich ja auch noch vereinfachen. Mit Darrun Hilliard und Corey Walden wird es in dieser Spielzeit zwar nichts mehr, doch zumindest Sisko sollte den Bayern spätestens im Finale ab Ende nächster Woche wieder zur Verfügung stehen. Was das Bayernspiel zumindest kreativer werden lassen dürfte – der Slowene sammelte in dieser Saison im Schnitt immerhin fast fünf Assists. Und damit weit mehr als jeder andere im Kader des Euroleague-Viertelfinalisten.
Und wenn nicht, dann muss eben Andreas Obst wieder ran. Bange ist davon derzeit niemandem. Schon gar nicht der so geforderte selbst, wie er sagte „Ich versuche, der Mannschaft zu geben, was ich kann.“ In diesen Tagen ist das ja eine ganze Menge.