Bonn – Sie haben sich das Nervenspiel selbst eingehandelt, doch die Basketballer des FC Bayern haben es mit Bravour bestanden. 87:74 (40:42) entschieden die Münchner das fünfte Halbfinale bei den Telekom Baskets Bonn für sich. Womit es nun also doch komplett ist, das Traumfinale. Am Freitagabend startet das Team von Trainer Andrea Trinchieri als Herausforderer in die Finalserie bei Alba Berlin. „Wir haben unser Leben schwerer gemacht als nötig“, sagte der Italiener, „aber jetzt haben wir den Sieg verdient.“
Und es ist ja nicht so, dass man nicht alles aufgefahren hätte für diesen Showdown in Bonn. Ein Fanbus startete in Richtung Rheinland, wer keinen Platz erwischte, der sah im heimischen Audi Dome beim Public Viewing zu. „Es ist Spiel fünf, Kleinigkeiten entscheiden“, hatte Bayerns Co-Kapitän Vladimir Lucic schon am Montag erklärt.
Wobei es zunächst so aussah, als würden die Bayern doch die Wucht des Euroleague-Spitzenclubs ausspielen. Die Münchner machten so ziemlich alles besser, was sie vor eigenem Publikum vermasselt hatte. Griffen am Korb entschlossener zu. Und langten auch aus der Distanz zu. Vier der ersten sechs Versuche von der Dreierlinie saßen. Heraus sprang ein 17:6-Start – das sah gut aus.
Doch dann passierte halt doch, was die Münchner vier Spiele lang hatten vermeiden können. Bonns Zaubermaus Parker Jackson-Cartwright übernahm. „Er weiß jetzt, wie Bayern gegen ihn spielt“, hatte Bonns Trainer Tuomas Iisalo bereits im Vorfeld angekündigt, „er fühlt sich jetzt wohl.“ Was das heißt, bekam Nihad Djedovic als erster Münchner zu spüren. Der Liga-MVP rannte vor, zurück, schlug Haken und wetzte dem Deutsch-Bosnier phasenweise Knoten in die Beine. Und was auch immer er abfeuerte, das saß in Halbzeit eins. 20 Punkte und fünf Assists – das erinnerte gefährlich ans Viertelfinale, als „PJC“ die Hamburg Towers mit durchschnittlich 36 Punkten zerlegte. Und das war schon ziemlich viel der Erklärung, warum Bonn trotz einer starken Münchner Vorstellung mit einem 44:42 in die Pause ging. Merklich sehr zum Unwillen von Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der seinem Team beim kniffligen Trip ins Rheinland den Rücken stärkte.
Die Frage war: Was würde Andrea Trinchieri einfallen, um die Kreise des Bonner Wirbelwindes einzugrenzen. Und der Italiener justierte tatsächlich effektiv an seiner Defensive nach. Jackson-Cartwright verschwand im Durchgang aus der ersten Reihe. Und die Bayern? Spielten so kühl ihre offensiven Systeme herunter, wie sie das auch im Euroleague-Viertelfinale gegen den FC Barcelona nicht besser getan hatten.
Und zum ersten Mal seit Spiel eins an gleicher Stelle vermittelten die Bayern das Gefühl, ihren Halbfinalgegner zu kontrollieren. Was sich, je weiter die zweite Halbzeit fortschritt, auch in Zahlen ausdrückte. Bis auf zehn Punkte zogen die Münchner da davon (77:67).
Bonn setzte nun auf seine Qualitäten, mit denen man sich über die ganze Saison hinweg einigen Respekt verschafft hatte. Die Baskets drückten aufs Tempo, suchten schnelle Abschlüsse und im Zweifel halt den Weg an die Freiwurflinie. Doch auch da funktionierte es bei weitem nicht so wie noch bei den eindrucksvollen Auftritten in in München.
Mit aller Souveränität brachten die Bayern, bei denen Nick Weiler-Babb mit 18 Punkten am besten traf, den so wichtigen Sieg ins Ziel.