München – Peter Frymuth ist einer der Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes – er ist voller Vorfreude auf die Heim-Europameisterschaft 2024, „die wir gleich nach der Glühwein-WM nach vorne bringen werden“, aber auch voller Sorge. Der DFB ersehnt sich eine erfolgreiche Veranstaltung in zwei Jahren, die Erfahrung aus gut verlaufenen Turnieren lehrt, dass sie immer einen Boom auslösen. Doch er fürchtet, dass Deutschland und seine Fußball-Infrastruktur nicht gut vorbereitet sein werden, wenn in Scharen Mädchen und Jungen sich bei den Vereinen anmelden. „Wir haben in Ballungsräumen jetzt schon Wartelisten bis Nummer 40. Werden wir noch die 41 bis 80 vergeben müssen?“
Der DFB, das stellen alle klar, ist dann doch ganz gut durch die Corona-Krise gekommen. „Corona hat Schaden angerichtet, aber der Indoorsport wurde stärker betroffen. Beim Fußball scheint das Gegenteil der Fall gewesen zu sein“, sagt Neuendorf. Der DFB hat vor dem Länderspiel gegen England in München verdiente Ehrenamtler ausgezeichnet („Club 100“), es stellte sich heraus, dass die Menschen, die etwas geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, die Strukturen erhalten haben. Heike Döring ist eine von 1,6 Millionen Helferinnen im Fußball an der Basis. Sie erzählt: „Im ersten Lockdown waren alle wie gelähmt. Doch wir haben gesagt, wir müssen uns vorbereiten auf das, was nach Corona kommt.“ Wer für seinen Verein Spieltags-Kuchen gebacken hatte, war nun damit beschäftigt, „Desinfektionsmittel zu beschaffen“ und Hygienekonzepte zu erstellen. Schließlich ging der Spielbetrieb wieder los.
Und es zeigte sich: Fußball funktioniert ganz einfach. Einer, der sich der Magie dieses Volkssports nicht entziehen kann, ist Ex-Skirennläufer Felix Neureuther, der sich auch bei der Ehrenamtsaktion des DFB engagiert. Bei ihm liefen alpiner Skisport und Fußball länger parallel, als die Öffentlichkeit das bisher wusste. „Ich habe beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen in der Jugend gespielt und bin in die erste Mannschaft gekommen, in der Landesliga. Ich bin da aber auch schon Weltcup gefahren.“ Kicken wurde ihm offiziell untersagt. „Es kam dann zum spektakulären Wechsel zum TSV Farchant. A-Klasse. Davon stand weniger in der Lokalzeitung.“ Nach manchen seiner Weltcup-Slaloms an Sonntagen raste Felix Neureuther nach Hause, „die Fußballschuhe im Kofferraum. Um mich in der zweiten Halbzeit einwechseln zu lassen. Gespielt habe ich unter falschem Namen.“
Wenn auch Neureuther für Fußball wirbt und 2024 zum Erfolg für die Nationalmannschaft wird – was passiert dann? „Es darf nicht so weit kommen, dass Vereine Spieler abweisen müssen“, sagt Präsident Neuendorf. Vize Frymuth sieht die Politik in der Pflicht: „Es werden Schulen und Kindergärten gebaut, doch man muss auch an mehr Sportstätten denken und an die Erweiterung bestehender Anlagen.“ Momentan werde darüber in Berlin bei den Entscheidern zu wenig geredet.