Bayern-Basketballer im Finale Ein Marathon vor dem Ende

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Nun haben die Basketballer des FC Bayern des größte Unheil also noch einmal abgewendet. Und das haben sie nicht irgendwie getan. Nein, sie haben die Verhältnisse nach zwei schwer erklärbaren Heimniederlagen gegen die Baskets Bonn mit einem eindrucksvollen Auftritt wieder geradegerückt. Keine Frage, das war die Reaktion eines Champions. Eine Reaktion aber natürlich auch, die man von einem Team erwarten muss, das den Anspruch hat, ein Champion zu werden.

Bei näherem Hinsehen zeigt das unerwartet enge Halbfinalduell aber auch ein Grundproblem der Sportart. Für die Bayern war der Showdown am Mittwochabend Saisoneinsatz Nummer 80. Für die Widersacher aus Bonn dagegen ging die Spielzeit nach gut der Hälfte – letztlich 43 Einsätzen – zu Ende. Ein vergleichsweise überschaubares Programm, das die Rheinländer mit europatauglicher Personalausstattung absolvierten. Naheliegend, dass der Außenseiter nun, in den Tagen, in denen die Liga den besten Basketball zeigen will, mit anderem Kraftaufwand auftreten kann.

Man kann nun mit Recht anmerken, dass dies in Berlin ja offenbar auch keine Rolle spielt. Die Albatrosse waren schon im Hauptrundenendspurt mit einer Siegesserie noch auf Platz eins gestürmt und spielten auch in den Playoffs mit ihren Rivalen aus Bamberg und Ludwigsburg Katz und Maus. Und die Bayern-Verantwortlichen dürften genau hinschauen, warum das so ist. Die breitere Ausrichtung der Berliner im Bereich der in der Bundesliga weitaus wichtigeren deutschen Spieler war ja schon im Vorjahr das letztlich titelentscheidende Faustpfand. Und sie ist auch in diesem Jahr sicher nicht von Nachteil.

Und doch bleibt bestehen, dass das System die Europastarter in Grenzbereiche treibt. Und dabei muss man noch nicht einmal von den Corona-Wellen sprechen, die die Vielreisenden aus Berlin und München natürlich stärker trafen als die national orientierte Konkurrenz. Die Spieler bewegen sich auch mit größter Rotation jenseits der zumutbaren Belastungsgrenzen. „Es ist auf dieser Ebene ganz normal, dass du nie mit der vollen Besetzung spielen kannst“, sagte kürzlich Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic. Der Weg ist nicht weit, dass irgendwann die gesündeste statt der besten Mannschaft Meister wird. Und das kann in niemandes Interesse sein.

patrick.reichelt@ovb.net

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