München – Jamal Musiala (19) begeistert bei der Nationalmannschaft – auch Lothar Matthäus (61) und Sohn Milan. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Rekordnationalspieler über das „Toptalent“ vom FC Bayern.
Im Hause Matthäus scheint man großer Fan von Jamal Musiala zu sein. Ihr Sohn Milan verfolgte das 1:1 gegen England im Musiala-Dress.
Seitdem Milan in München ist und Jamal Musiala sich ins Rampenlicht gespielt hat, ist er Fan von ihm. Mein Sohn hat Ahnung von Fußball, würde ich sagen (lacht).
Und was sagt der Papa zu Musiala?
Er ist ein Toptlent und liefert top ab – egal, ob beim FC Bayern oder bei der Nationalmannschaft. Trotz seiner jungen Jahre hat er Qualitäten, die auf diese Art und Weise in der Nationalmannschaft sonst nicht vorhanden sind: immer mit Spielfreude und guter Einstellung. Er ist jemand, der das Risiko im Eins-gegen-Eins sucht. Es sieht alles immer sehr leicht und geschmeidig aus bei ihm. Er bringt enormes Potenzial mit, deswegen traue ich ihm eine ganz große Karriere zu.
Unangefochtener Stammspieler ist Musiala weder in München noch bei der Nationalmannschaft.
Er bräuchte generell mehr Einsatzzeiten – vor allem im wöchentlichen Rhythmus bei Bayern München. Ich glaube, Hansi Flick vertraut ihm etwas mehr als Julian Nagelsmann. Musiala hat natürlich enorme Konkurrenz – und zwar auf jeder Position. Er hat von der langwierigen Verletzung von Leon Goretzka profitiert und durfte noch mal eine neue Position als Sechser kennenlernen. Meiner Meinung nach ist er gegen defensiv starke Mannschaften dort eine enorme Waffe, wie auch auf der Achter-Position.
Inwiefern?
Er bringt die spielerischen Elemente auf den Platz, anders als Goretzka. Der geht mehr mit seiner Kraft und seiner Körperlichkeit in den Strafraum und spielt auch nicht die Pässe, die Musiala aus dem Fußgelenk schüttelt. Musiala ist für jeden deutschen Nationalspieler, der beim FC Bayern spielt, ein direkter Konkurrent, weil er so vielseitig einsetzbar ist. Ich hoffe, dass seine Flexibilität nicht für ihn zum Nachteil wird.
Ein Startelf-Platz bei der WM auf dem Flügel scheint realistisch, angesichts der schwankenden Leistungen von Leroy Sané und Serge Gnabry.
Es geht nach dem Leistungsprinzip, höre ich immer. Und wenn Musiala stärker ist als ein Spieler, der schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat, dann muss man ihn bringen – egal, auf welcher Position. Er hat von allen deutschen Nationalspielern gegen die „Großen“ am meisten überzeugt.
Wie weit waren Sie als Spieler mit 19 Jahren?
Die jungen Spieler sind generell alle weiter als wir früher. Mit ihren Möglichkeiten heutzutage im Nachwuchsbereich und in den Akademien: Trainingsgestaltung, Belastungssteuerung und was es sonst noch alles gibt. Das hatten wir früher nicht. Da hieß es: raus, laufen, siegen und danach ein Bierchen trinken. Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich das gleiche Talent hatte wie Musiala. Ich hatte den Willen und den Ehrgeiz, den hat Musiala aber auch. Aber er schwebt ja praktisch über den Platz.
Interview: Manuel Bonke