Zurück im Terminstress

von Redaktion

Nur zwei Tage nach Halbfinale fünf müssen Bayerns Basketballer im ersten Endspiel ran

VON PATRICK REICHELT

München – Donnerstagvormittag haben die Basketballer des FC Bayern dann doch die Folgen der am Ende doch ausgeuferten Halbfinalserie gegen die Baskets Bonn zu spüren bekommen. Der Münchner Tross zog direkt aus Bonn nach Berlin weiter. Klar, schon an diesem Freitagabend ist man in der Hauptstadt gefragt, um 20.30 Uhr steigt in der Arena am Ostbahnhof das erste Finale.

Das ist schon eine seltsame Wendung. Drei Wochen lang wurde in der BBL vor allem über den schwer entschleunigten Playoff-Plan debattiert. Doch nun sind zumindest die Bayern zurück im alten Muster. Finale Nummer eins ist der vierte Einsatz binnen einer Woche. Wie das funktionieren kann, darüber wollte sich auch Trainer Andrea Trinchieri lieber keine tieferen Gedanken machen. „Wir müssen irgendwie regenerieren“, sagte er. Und dann sehen, was man abrufen kann gegen einen Gegner, der wie auf einer Wolke durch die Playoffs geschwebt ist. „Sie sind bestens erholt, haben 157 Mal hintereinander gewonnen“, sagte der Bayern-Coach. Und, na klar: „Sie sind der große Favorit.“

So ähnlich hatte sich der Italiener ja auch schon vor dem Halbfinale geäußert. Und am Ende fehlte seinen Bayern ein Wurf am vergangenen Samstag, um mit 3:0 durch die Serie zu gehen. Selbst Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der seinem Team am Mittwoch vor Ort in der Bonner Arena die Daumen drückte, nahm es locker: „Jetzt sind sie erst mal drin im Finale, das freut mich natürlich.“

Wobei so ein Halbfinal-Drama, das zeigt die Geschichte, nicht immer ein übles Handicap sein muss. 2014/15 etwa, zumindest die Dauerbrenner Nihad Djedovic und Paul Zipser werden es in wärmster Erinnerung haben, musste man im fünften Halbfinale in Berlin sogar bis in die Verlängerung und überrumpelte zwei Tage später doch den favorisierten Finalgegner Bamberg.

Klar, dass man mit Corey Walden und Darrun Hilliard die zwei vielleicht wichtigsten Kreativspieler nicht an Bord hat, macht die Sache nicht einfacher. Doch das Problem ist ja nicht neu, Trinchieri, der bei seinen Engagements in der BBL noch nie das Finale verpasste, hat seinen Bayern eine neue Spiel-identität verpasst. Und die Art, wie die Bayern auch ohne die beiden US-Amerikaner in Bonn den Kopf aus der Schlinge zogen, dürfte die Verantwortlichen hoffen lassen. Man funktionierte bestens als Team und ließ den Ball munter kreiseln. Auch dank des deutlich verbesserten Rückkehrers Zan Mark Sisko.

Und es ist ja nicht so, dass man nicht auch mit dem verfügbaren Personal noch Steigerungspotenzial hätte. Co-Kapitän Vladimir Lucic etwa wackelte gegen Bonn als Werfer. Nur zwei seiner 18 Distanzwürfe in den fünf Partien saßen – eine Quote 11,1 Prozent, in der Endspielserie wird das sicherlich zu wenig sein. Sorgen wird das den Münchnern kaum bereiten. In den Duellen mit seinem Berliner Leitwolf-Widerpart Luke Sikma, mit dem er in den gemeinsamen Tagen in Valencia das Hotelzimmer teilte, packte Lucic eigentlich immer noch einmal das ein oder andere Prozent drauf.

Übrigens: Zumindest Andrea Trinchieri hat einen ersten Erfolg schon erzielt. In seinem Prozess gegen Ex-Arbeitgeber Partizan Belgrad gab ein Schiedsgericht in der serbischen Hauptstadt dem um ausstehende Gehaltszahlungen kämpfenden Italiener in der Sache prinzipiell recht. Insgesamt immerhin 115 400 Euro muss der Traditionsclub seinem früheren Coach noch bezahlen.

Gelder, die der Bayern-Trainer nun nur zu gerne mit einem Titel mit den Münchnern versüßen würde.

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