Wien – Österreich will unter dem neuen deutschen Teamchef Ralf Rangnick anderen Fußball spielen und einen anderen Anspruch entwickeln – das zeigte sich beim 1:1 (1:0) gegen Frankreich. Und das zeigte sich auch in der Nachlese am späten Freitagabend. Mit dem Spiel seiner Mannschaft sei er zufrieden, sagte Rangnick, „aber es gibt nichts zu gratulieren“.
Auch David Alaba war am Ende enttäuscht über dieses Remis gegen Kylian Mbappé und Co. – und ordnete seine Gefühlslage gleich selbst ein. „Es zeigt einfach“, sagte der Ex-Bayern-Star, „dass wir vielleicht irgendwo die Schnauze voll haben von einer gewissen Art Fußball zu spielen, wie wir es immer wieder in den Jahren zuvor hatten.“
Vermutlich soll sich Franco Foda dabei angesprochen fühlen, der bisherige Teamchef, ebenfalls aus Deutschland. Auf jeden Fall aber transportiert auch Alaba die Aufbruchstimmung, die in Österreich gerade herrscht. Bei Rangnicks Debüt gewann das Team 3:0 beim Vizeweltmeister Kroatien, unterlag dann unglücklich gegen ein starkes dänisches Team (1:2), nun hatte es den Weltmeister am Rande der Niederlage. Erst spät glich Mbappé (83.) die Führung durch Andreas Weimann (37.) aus.
„Wir sind in einem Prozess“, sagt Alaba, „wir sind geil darauf, diesen Prozess weiterzugehen.“ Rangnick lässt früh angreifen und auf Sieg spielen. Das ist durchaus möglich mit Profis wie Alaba, der mittlerweile für Real Madrid spielt, mit etablierten Bundesligaspielern wie Konrad Laimer (RB Leipzig), Xaver Schlager (VfL Wolfsburg) und Marcel Sabitzer (FC Bayern).
Seit 1998 war Österreich bei keiner Weltmeisterschaft mehr dabei. Dass Foda mit dieser Mannschaft die WM in Katar verpasste, besiegelte letztlich sein Aus. Rangnicks Ankunft wurde dann zwar durchaus gefeiert in Österreich, löste aber auch Skepsis aus: wieder kein Einheimischer, wieder ein Deutscher auf dem wichtigsten Trainerstuhl des Landes. Bislang bietet Rangnick den Zweiflern aber keine Angriffsfläche, im Gegenteil. Seit vier Jahren war das Ernst-Happel-Stadion nicht mehr ausverkauft, gegen Frankreich nun immerhin beinahe: 44 800 Zuschauer kamen, nur wenige Plätze blieben leer, von einem „Hexenkessel“ schrieb die Zeitung Österreich. „Ich glaube, dass wir mit unserem Spiel die Leute aufgeweckt haben“, sagt Alaba.
Abwarten heißt es allerdings für Rangnick. Sein Vertrag gilt zunächst bis zur EM 2024 in Deutschland. Gelingt die Qualifikation, läuft er weiter bis zur WM 2026 in den USA. sid