„Leroy muss sich auch selber helfen“

von Redaktion

DFB-Direktor Bierhoff mit deutlichen Worten zum in Budapest nicht berücksichtigten Sané

VON MANUEL BONKE

Budapest – Beim FC Bayern haben die Verantwortlichen Leroy Sané (26) bereits mit deutlichen Worten angezählt. Nun scheint für den Münchner auch in der Nationalmannschaft die Luft dünner zu werden.

In Italien stand Sané noch in der Startelf, in der 59. Minute war aber dann Schluss. Die Statistik wies 33 Prozent Zweikampfquote, keinen Schuss aufs Tor und satte 13 Ballverluste auf. Gegen England durfte er nur für die letzten sieben Minuten aufs Feld, vergab eine gute Konterchance mit Timo Werner (26) kläglich (allerdings hätte ein Tor nicht gezählt, da die vorangegangene Szene im deutschen Strafraum per Videobeweis nachträglich zum Elfmeter für England führte)-

Gegen Ungarn war Sané am Samstag gar kein Einsatz vergönnt. Stattdessen wechselte Hansi Flick (57) lieber die Offensiv-Alternativen Julian Brandt (26), Lukas Nmecha (23) und Karim Adeyemi (20) ein. Die Puskas-Arena verließ Sané, flankiert von Kumpel Antonio Rüdiger (29), wortlos. Der Nationalspieler schweigt bereits seit Monaten und hat auch nicht vor, etwas daran zu ändern.

Nach der Partie gab es dafür deutliche Worte von Oliver Bierhoff (54). „Es ist für ihn keine leichte Situation. Wir helfen ihm, aber er muss sich natürlich auch selber helfen. Am Ende musst du dich als Spieler da rauskämpfen“, sagte der Direktor Nationalmannschaften und Akademie nach dem 1:1 in Budapest.

Mehrere Dinge fielen rund um Sané auf. Zum Warmmachen vor dem Spiel kam er über fünf Minuten später als alle anderen Profis, erst gegen Ende der Partie durfte er sich noch einmal ein bisschen dehnen, wirkte dabei aber ebenfalls nicht besonders engagiert. Als die Reservisten nach der Partie noch ein paar Sprints auf dem Rasen absolvierten, kam der Bayern-Star ebenfalls nur verspätet hinzu.

„Man darf seine Körpersprache nicht überinterpretieren, das ist so seine Art und Weise“, sagt Bierhoff zwar: „Aber wichtig ist natürlich, das weiß er, dass er trotz dieser Körpersprache auch die Leistung bringen muss.“ Auch bei den Trainingseinheiten in der vergangenen Woche kam der Flügelflitzer gerne als Letzter aufs Feld, schnürte sich dann noch gelassen die Schuhe oder gähnte aufreizend.

Bisher hatte der Bundestrainer sich immer auch mit Worten vor Sané gestellt. „Wir unterstützen ihn mit allem, was wir haben. Er hat enorme Qualität, er ist schnell, trickreich – er kann der Unterschiedsspieler sein“, sagte Flick. Doch nun scheint er auch vom Gehabe des so hoch Veranlagten genervt.

„Hansi ist sehr kommunikativ, ist sehr aufbauend, versucht immer wieder, die Spieler für sich zu gewinnen“, sagte Bierhoff über den internen Umgang mit Sane: „Wir helfen ihm gerne, aber er muss sich natürlich auch selber helfen. Irgendwann muss man auch sagen, das ist es jetzt – und dann muss ein Spieler was draus machen.“

Warum der Offensivspieler nach starken Monaten in der Hinrunde plötzlich wieder so im Loch verschwunden ist, darüber rätseln viele im Verein – und nun eben auch bei der Nationalmannschaft.

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