Budapest/München – Gianluigi Donnarumma wurde bei der Europameisterschaft 2021 als bester Torhüter des Turniers ausgezeichnet, der Italiener war 22, man erinnerte sich an sein Debüt in der Squadra Azzurra mit 17 Jahren, aber damals schon der Ausstrahlung eines reifen Mannes. Donnarumma, da war man sich vorigen Sommer einig, würde die Torwart-Szenerie der Zukunft überstrahlen.
Und jetzt . . . ist der alte Manuel Neuer mit seinen 36 Jahren wieder im Spiel. Streicht Top-Kritiken ein, kann hören, wie Bundestrainer Hansi Flick Hymnen auf ihn singt („Immer noch Weltklasse, und das hört morgen nicht auf“), während Wunderknabe Gigi eine komplizierte Saison hinter sich hat. Paris Saint-Germain kaufte ihn ein, ohne ihn zur Nummer eins zu machen. Donnarumma bestritt nur 16 von 38 Ligue-1-Spielen, und die größte Bühne 2022 wird ihm fehlen: Die WM findet ohne Italien und ihn statt. Donnarumma muss schon froh sein, dass er die Möglichkeit eines direkten Vergleichs mit Manuel Neuer hat, wenn heute (20.45 Uhr) in Mönchengladbach Deutschland und Italien in der Nations League wieder aufeinandertreffen.
Den jungen Konkurrenten zu beurteilen, das stünde ihm nicht zu, gibt sich Neuer vorsichtig, „dazu kenne ich ihn zu wenig“. Was er sagen könne: „Es gibt viele Supertorleute. Wir haben im DFB auch einige.“ Ein Lob, das derzeit Kevin Trapp (Frankfurt) und Oliver Baumann (Hoffenheim) gilt – jedoch: Spielen lässt er sie nicht.
Früher – und da war er auch schon über 30 und im Karrierestadium Herbst – hat Neuer ab und zu ein Länderspiel sausen lassen, doch nach Rückkehr aus seiner zweijährigen Mittelfußbruch-Pause greift er beherzt zu. Seine Unerbittlichkeit, Trapp und Baumann (sein eigentlicher Hauptrivale Marc-Andre ter Stegen vom FC Barcelona fehlt) nicht mehr zu gönnen als Training in Marbella und Herzogenaurach und Studienreisen nach Bologna, Budapest, München und Mönchengladbach, erklärt er im Grunde mit der eigenen Unverzichtbarkeit: „Wir sind schon auf dem Weg zur WM. Da kann man nicht einfach ein Spiel fallen lassen und sagen, es sei nicht wichtig.“ Es ist ja abgemacht, dass er die Nummer eins sein wird in Katar, „ich will meinen Beitrag leisten, damit wir so eingespielt sind wie möglich, wenn es um den großen Titel geht. .Motto: Spielzeit schafft Automatismen.
Wenigstens ist Manuel Neuer so freundlich, „meine Konkurrenten neben mit im Kader“ mit anerkennden Worten zu bedenken. „Sie bringen Topleistungen, ich bin dankbar für die Trainingseinheiten, es macht Spaß, mit ihnen und unserem Torwarttrainer Andreas Kronenberg zusammenzuarbeiten, das passt, das stimmt und hilft mir vielleicht auf ein neues Niveau.“ Möge von den Jüngeren aber keiner auf baldige Erbfolge hoffen. Die zwei verlorenen Jahre „hänge ich eventuell an“. gük