München – Am Ende war dann also doch alles wie im vergangenen Jahr. Die Basketballer des FC Bayern schauten wehmütig aus dem Halbdunkel zu. Das Rampenlicht gehörte Alba Berlin. 96:81 hatte der Titelverteidiger Finale Nummer vier für sich entschieden. Hatte zum dritten Mal in Folge den deutschen Basketball-Thron bestiegen.
Den Bayern-Verantwortlichen blieben nur die Glückwünsche. Und der trotzige Blick nach vorne. So wie bei Clubchef Herbert Hainer. „Die Saison war gut, aber Zweiter zu werden ist auf Dauer natürlich nicht unser Anspruch.“ Bei Trainer Andrea Trinchieri klang es ähnlich: „Wir müssen dieses verlorene als Treibstoff nehmen um nächstes Jahr stärker zurückzukommen.“
Wobei auch den Club-Granden nicht entgangen ist: ein Phänomen blieb auch am letzten Tag der Saison bestehen. Diese Bayern 2021/22 sind die Unerklärbaren. Eine Wundertüte. Ja, klar, Verletzungen und Coronafälle zogen sich bei den Münchnern in bemerkenswerter Häufung durch die Spielzeit. Aber die Bayern fanden nie vollends zu einer Identität. Zu einem Gesicht.
So gesehen passte auch die Titelentscheidung ins Bild. Bei der den Bayern ja noch zwei weitere Akteure abhanden kamen. Nach Darrun Hilliard und Corey Walden fehlten Trainer Andrea Trinchieri auch noch Co-Kapitän Vladimir Lucic und Center Leon Radosevic gegen Berlin. Vier potenzielle Starter also. Warum aber der Restkader am Freitag in Berlin eine 90:60-Gala hinlegen kann, um knapp zwei Tage später fast im gleichen Stil unterzugehen – es wird eines der großen Rätsel dieser Saison bleiben.
Fast schon kurios wie sich die Bilder – unter umgekehrten Vorzeichen – glichen. Die Bayern holperten sich ins Spiel, Alba war vom Anwurf weg voll da. Am Freitag traf der alte und nun auch neue Meister ganze zwei Dreier – diesmal saßen nach drei Minuten schon doppelt so viele. Auf der Tafel stand ein 2:13, das fortan Gelb merklich beflügelte und Rot lähmte. Noch so ein Punkt in dieser Finalserie. Ein echter Finalfight war nur Spiel eins, in dem sich erst in den Schlussminuten die frischeren Alba-Beine durchsetzten.
Eigentlich hatte man den Bayern unter Trinchieri ja stets Stehaufqualitäten nachgesagt. „Kein Trainer kann das besser aus einer Mannschaft herauskitzeln als er“, hatte Vorjahres-Spielmacher Wade Baldwin gesagt. Doch im Finale war nichts mit Comeback. Am Sonntag ließen die Bayern zweimal bei den 5469 Zuschauern, die sich im glutheißen Audi Dome einfanden, zumindest leise Hoffnung aufkeimen. Als Andi Obst den Alba-Rausch der Anfangsphase mit einem Dreier eindämmte. Und kurz nach Wiederbeginn, als Nick Weiler-Babb den Rückstand auf gleiche Weise zumindest nahe an den einstelligen Bereich bugsierte.
Aber das war zu wenig. Weil Alba Antworten hatte, wenn Alba Antworten brauchte. Es gilt, was schon in der Vorsaison galt: Auf nationaler Ebene, auf der deutsche Spieler durch die Quotierung mehr Bedeutung haben, ist Berlin die ausgeglichenere und in diesen Finaltagen auch die bessere Mannschaft. Am Sonntag sammelten auf Münchner Seite bis zur Schlussminute nur zwei deutsche Spieler überhaupt Punkte (Andreas Obst und Nihad Djedovic je 11), auf Berliner Seite waren es da schon deren fünf.
Doch das wird sich ändern – deutete Clubchef Herbert Hainer schon einmal an: „Wir müssen zwischen Euroleague und BBL besser sequenzieren.“