Mit ein paar Stunden Verspätung hat dann auch Windischgarsten die dunklen Regenwolken abbekommen, die den Himmel über Bayern bereits bei der Abreise der Löwen am Vormittag verdunkelt haben. Für 17 Uhr am Freitag war der Anpfiff des ersten Testspiels in diesem Sommertrainingslager angesetzt – Donner, Blitz und Sturzbäche durchkreuzten diesen Plan, was nur drei über den triefnassen Platz torkelnden Fans egal zu sein schien.
Die Austragung des Duells mit dem SV Ried stand auf der Kippe, doch um 18 Uhr hatten sich die ersten Wolken ausreichend entleert. Es konnte gespielt werden, und das sogar recht passabel, wenn man den Löwen-Vortrag über weite Strecken der Partie an den äußeren Umständen misst. Erst zwei Minuten vor Abpfiff entglitt dem Drittligisten aus München der Sieg gegen den Bundesliga-Siebten aus Österreich. Der immer stärker werdende Erik Tallig war es, der vor der Pause mit einem strammen Schuss die Führung für 1860 erzielte (41.). Philipp Birglehner glich in der 88. Minute aus. Ein ärgerliches Gegentor, denn die neuen Löwen wollen ja auch in der Defensive glänzen. 448 Minuten in dieser Vorbereitung hielt die Null, und auch wenn Birglehner bei seinem Schuss ins lange Eck sträflich frei stand: Auf der neuen Kompaktheit lässt sich aufbauen.
Sonstige Erkenntnisse aus der Wasserschlacht von Windischgarsten: Christopher Lannert gab ein ansprechendes Debüt auf der rechten Verteidigerposition. Auch Stefan Lex ist wieder fit – der Kapitän durfte nach der Pause ran, was inzwischen nichts heißen muss. Ob die Elf der ersten Halbzeit (mit der Achse Hiller, Belkahia, Rieder, Kobylanski, Boyamba) oder die Elf nach der Pause (um Morgalla, Steinhart, Lex, Vrenezi, Deichmann) – Michael Köllner hat inzwischen genug gute Spieler für zwei hochwertige Teams. Zum Schluss gab’s beschwingte Gesänge von den Fans – trotz des Gegentreffers. Das neue 1860 macht Lust auf mehr. ULI KELLNER