Das bewegte Leben der Shane Gould

von Redaktion

Ihr Vater war Manager in der Luftfahrt, deswegen verbrachte Shane Gould einen Teil ihrer Kindheit auf den Fidschi-Inseln. Dort begann sie mit Schwimmen.

Zurück in Australien und mit 14 war sie die Beste der Welt. 1971 in London schwamm sie Rekord um Rekord, sie ist die einzige Frau, die alle Weltrekorde von 100 bis 1500 Meter Freistil hielt. Sie sagt: „Es fühlte sich an wie ein Kinderspiel-„

Ihre Trainingstage begannen mit dem Klingeln des Weckers um 4.27 Uhr – um 4.45 Uhr sprang sie ins Wasser. Ihr Wochenpensum: 64 Kilometer. Ihr Ruhepuls lag bei 38 bis 42 Schlägen.

1972 in München erlebte sie den Medien-Hype um ihre Person. Sie war der „Goldfisch aus Australien“. Die Amerikanerinnen begegneten ihr mit T-Shirts, auf denen provozierend stand: „All that glitters is not Gould.“ Shane Gould gewann fünf Medaillen (Gold über 200 m Lagen, 200 und 400 m Freistil in Weltrekordzeit, Silber über 800 m Freistil, Bronze über 100 m Freistil). Die Überschrift „Shane Fails!“, als sie Zweite wurde, irritierte die 15-Jährige. Sie fragte: „Ist dreimal Gold denn nicht genug?“

Zuhause wurde sie gefeiert. Man zeichnete sie als „Australier des Jahres“ aus, im Footballstadion musste sie vor 100 000 Zuschauern eine Ehrenrunde im Cabrio fahren.

1973 war sie zunächst noch in Topform, bei einem fünfmonatigen Aufenthalt bei einer befreundeten Familie in Kalifornien nahm sie 13 Kilo zu und schwamm „Zeiten wie mit 12 Jahren“. ´Für die WM in Belgrad sagte sie ab. Vor allem der Vater riet ihr, die Karriere zu beenden. Shane Gould fühlte Schuld, dass ihre drei Schwestern weitaus weniger Aufmerksamkeit erfuhren als sie. „Was hat mein Erfolg andere gekostet?“ Zudem hatte „der Wettkampf meine Beziehung zum Wasser verändert, es war keine spirituelle mehr.“ Sie entschied sich zum Rücktritt. An ihrem 17. Geburtstag unterschrieb sie einen Repräsentantenvertrag bei Adidas/Arena – 50 000 Dollar für zehn Jahre. Nach einem Jahr kündigte sie – sie war dreimal sexuell belästigt worden.

Mit 20 Hochzeit mit Neal Innes. Über 20 Jahre lebte sie zurückgezogen in Margaret River, dem Katholizismus verbunden. Sie bekam vier Kinder, arbeitete mit Pferden, betrieb Landwirtschaft, surfte, unterrichtete Schwimmen. Geld war knapp. Als sie in den frühen 90er-Jahren zu einer TV-Show der Berliner Olympia-2000-Bewerbung eingeladen wurde, musste sie erst einen Teebaum verkaufen, um die Gebühr für den Reisepass bezahlen zu können.

Die Ehe zerbrach – auch weil ihr Mann sie schlug. Ein ständiger Konfliktpunkt: ihre Geschichte als Sportstar, immer wieder suchten Medien den Kontakt zu ihr – so kehrte sie ins kommerzielle Leben zurück. Mit der Autobiografie „Tumble Turns“ schloss sie 1997 die „Jahre des Selbstmitleids“ ab. Sie schwamm wieder bei Wettbewerben (Masters, stellte dabei einige Altersrekorde auf). Sie engagierte sich für die Olympischen Spiele 2000 in Sydney, ihrer Geburtsstadt, war eine der Fackelläuferinnen im Stadion. Shane Gould studierte Umweltmanagement und Geografie, fotografiert, malt und ist wieder verheiratet.  gük

Artikel 1 von 11