Frankfurt/Main – Der Deutsche Fußball-Bund sieht sich nach einem Arbeitsbesuch von Generalsekretärin Heike Ullrich in Katar darin bestärkt, die Weltmeisterschaft trotz anhaltender Menschenrechtsverletzungen nicht zu boykottieren. „Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn Menschen sagen, ich gehe da nicht hin als Fan oder Vertretung. Aber die Aussage der Gastarbeiter war sehr deutlich: weil ihr kommt, weil ihr uns helft und Fragen stellt, hat sich hier extrem viel entwickelt. Insofern nehmen wir gern diese Rolle ein“, sagte Ullrich vor ihrem Auftritt im Sportausschuss des Bundestages an diesem Montag.
Die 52-Jährige hatte sich als Mitglied einer Arbeitsgruppe der UEFA ein Bild von den Bedingungen in Katar gemacht. „Wir haben uns mit vielen Nichtregierungsorganisationen getroffen, mit dem katarischen Fußballverband, aber auch mit Migrantinnen und Migranten. Eine Hauptaussage von denen war: Es ist hervorragend, dass es keinen Boykott gibt. Durch den Fokus auf das Land ist bei der Verbesserung der Arbeitsbedingungen sehr viel erreicht worden.“
Dennoch gebe es noch viel zu tun. „Es gibt immer noch Fälle, wo die Gesetzgebung sich zwar verändert, aber nicht implementiert hat. Das ist der Bereich, wo der Fußball sicher helfen kann, diese Punkte immer wieder anzusprechen, um etwas für die Menschen zu verändern. Nicht nur auf dem Weg zur WM, sondern auch danach“, betonte Ullrich. „Wir haben viel Entwicklung gesehen, aber auch die Schranken und Barrieren wahrgenommen, die häufig kulturell, durch andere Staatsformen oder religiöse Hintergründe begründet sind“, berichtete sie.
Kritischer urteilt Amnesty International: „Nach ersten Fortschritten in den Jahren 2018 – 2020“ habe man „ein Nachlassen des Reformfortschrittes festgestellt. In Teilen wurden durch Untätigkeit der katarischen Regierung sogar bereits erreichte Fortschritte rückgängig gemacht.“ Innerhalb der katarischen Wirtschaft formiere sich „Widerstand gegen die Reformen“. dpa