Es geht nicht nur um den Wettkampf bei Olympischen Spielen. Die wenigsten Teilnehmer haben die Chance auf eine Medaille, für die Mehrheit zählen auch die Erlebnisse. Vor allem die im Olympischen Dorf. Wie man sich das Leben dort vorstellen durfte, beschreiben die Autoren Roman Deininger und Uwe Ritzer in ihrem Buch „Die Spiele des Jahrhunderts“.
„Im Vergleich zu den Spielräumen geht es in der Dorfbibliothek mit Lesesaal eher ruhig zu. Auch die klassischen ,Schallplattenkonzerte’ mit theoretischen Einführungen vorab werden nur spärlich angenommen. Dafür ist das Theater des Dorfes brechend voll, als die Schlagersängerinnen Vicky Leandros aus Griechenland und Daliah Lavi aus Israel auftreten.“
Vicky Leandros war damals gerade 20 – und ihre Karriere ging gerade durch die Decke. Wenige Wochen vor Olympia in München hatte sie für Luxemburg den Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute Eurovision Song Contest) gewonnen. Ihr Lied „Apres toi“ gab es auch in einer englischsprachigen Version („Come What May“), ihre Singles erschienen in der Regel in mehreren Sprachen, „Apres toi“ verkaufte sich 7,8 Millionen Mal – sie war ein internationaler Star.
Auch die für ihre rauchige Stimme bekannte Daliah Lavi (damals 29) bediente nicht nur den deutschen Markt (größter Hit 1971: „Oh, wann kommst du?“). Sie coverte auch Gordons Lightfoot „If You Could Read My Mind“, das in einer Instrumental-Version der schwedischen Gitarren-Band „The Spotnicks“ zum Olympia-Hit wurde. Es war die Musik der ARD zur Reihe „6×6“, in der die attraktivsten Sportlerinnen in Szene gesetzt wurden. Der Song kam auf Platz zwei in den deutschen Charts. gük