Frankfurt/London – Martina Voss-Tecklenburg konnte es kaum erwarten. Noch vor den ersten Spielerinnen checkte die Bundestrainerin mit breitem Grinsen für Flug EW5201 ein. Kapitänin Alexandra Popp und Torhüterin Almuth Schult scherzten bester Laune vor dem VIP-Terminal des Frankfurter Flughafens. London Calling – die EM-Mission der deutschen Fußballerinnen nimmt Fahrt auf.
„Die Vorfreude ist riesig. Es geht endlich los, es ist greifbar. Wir haben richtig Bock“, schwärmte Außenverteidigerin Felicitas Rauch unmittelbar vor dem Abflug. Fünf Tage vor dem Auftaktspiel gegen Dänemark im Brentford Community Stadium (Freitag, 21.00 Uhr/ZDF) sei zwar der „Puls noch im Normalbereich“, ergänzte Abwehrchefin Marina Hegering, „aber das Kribbeln im Bauch fängt jetzt so richtig an“.
Und in die aufkommende Euphorie mischt sich eine gehörige Portion Selbstvertrauen. „Wir sind Deutschland, wir gehören zum Favoritenkreis“, betonte Hegering. „Wir wollen das Maximum holen und bis zum Schluss bleiben“, frohlockte gar Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften.
Basislager im Westen der Metropole ist das Vier-Sterne-Hotel Hilton London Syon Park. An die Unterkunft haben einige Spielerinnen gute Erinnerungen: Hier nächtigte das DFB-Team auch rund um das erfolgreiche Länderspiel gegen England vor fast 78 000 Zuschauern in Wembley (2:1) Ende 2019. „Es ist ein bisschen grün drumherum und wir haben Rückzugsorte geschaffen“, so Voss-Tecklenburg über das Zuhause für die kommenden Wochen.
Nach Wembley würden „MVT“ und Co. liebend gerne zurückkehren. Wen wundert es? Am 31. Juli steigt hier das EM-Finale. Die Vorbereitung mit den drei Trainingslagern am neuen Campus in Frankfurt sowie im „Home Ground“ in Herzogenaurach lief nach Maß, der einzige Test gegen die Schweiz wurde 7:0 gewonnen.
„Letztendlich wurden unsere Erwartungen übertroffen. Wir haben die Zeit intensiv genutzt, und das hat uns gut getan“, sagte Voss-Tecklenburg. Selbst Kaiser Franz Beckenbauer schaute vor dem Abflug vorbei und überbrachte die besten Wünsche für die EM-Mission, die schwieriger kaum beginnen könnte.
Nach dem Auftakt gegen den Bezwinger von 2017 wartet in Hammergruppe B am 12. Juli ebenfalls in Brentford mit Spanien ein weiterer Hochkaräter, ehe es mit Finnland zum Gruppenabschluss am 16. Juli in Milton Keynes gegen einen auch durchaus unangenehmen Außenseiter geht.
„Nichts wird bei dieser EM zum Selbstläufer. Also ist das Viertelfinale unser erstes Ziel“, sagte Voss-Tecklenburg. Ihr Team sei für die Gegner gerade nach dem schmerzhaften Ausfall von Spielmacherin Dzsenifer Marozsan „vielleicht eine Wundertüte“ und das gelte es auszunutzen. „Wir fliegen nach England und wollen jedes Spiel gewinnen“, kündigte die 54-Jährige ziemlich forsch an: „Wir wollen um den Titel spielen.“
„Unser Kader hat eine Riesenqualität“, meinte Außenverteidigerin Giulia Gwinn in der „Bild am Sonntag“. Ein frühes Aus wie im EM-Viertelfinale 2017 gegen Dänemark oder im WM-Viertelfinale 2019 gegen Schweden soll sich nicht wiederholen. „Ich nehme viel Unterwäsche mit, weil wir natürlich lange bleiben wollen“, sagte Angreiferin Svenja Huth. Am liebsten bis zum 31. Juli. sid