Plötzlich Favorit und Fernsehliebling

von Redaktion

Gegen Spanien spielen vom Druck befreite DFB-Frauen um den Gruppensieg

London – Immer wieder hatte Martina Voss-Tecklenburg erklärt, dass die deutschen Fußballerinnen nicht zu den Topfavoriten bei der Europameisterschaft zählen – und plötzlich ist ihr Team ein ganz heißer Titelkandidat. Nach dem 4:0-Auftaktsieg gegen Dänemark schwärmen alle von Lina Magull, Lea Schüller, Lena Oberdorf und Co. „Uns muss erst mal einer schlagen“, sagte die Bundestrainerin ihren Spielerinnen vor dem Gruppen-Hit gegen Spanien am Dienstag (21.00 Uhr MESZ/ZDF und DAZN). Und auch der DFB-Verantwortliche gibt seine Zurückhaltung auf.

„Wir haben gesagt, wir wollen mit einem Selbstverständnis spielen, dass wir die Mannschaft sind, die entscheidet, wer hier Europameister wird“, berichtete Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund, über eine Ansprache an die Auswahl des Rekord-Europameisters.

„Es war tatsächlich das beste Spiel, was ich von unserer Mannschaft in meiner sportlichen Verantwortung bisher gesehen habe“, meinte der 46-Jährige – und er ist seit dem 1. Januar 2018 im Amt. „Endlich auch mal sehr selbstbewusst Fußball gespielt“ habe das Team. „Deutschland ist auf einem Riesenniveau“, sagte auch Dänemarks frustrierter Star Pernille Harder nach der Lehrstunde am Freitag.

In der zweiten Vorrundenpartie gegen Spanien ebenfalls im Brentford Community Stadium geht es bereits um den Gruppensieg. „Es werden zwei Titelanwärter am Dienstag aufeinander treffen, das wird ein tolles Spiel“, prophezeite Chatzialexiou. Der FC Barcelona, der das Gros des spanischen Nationalteams stellt, gilt als führend im Vereinsfußball – auch wenn er in der Champions League das Endspiel gegen Lyon verlor.

Die Spanierinnen haben noch keinen EM- oder WM-Titel gewonnen, spielten nie bei Olympia. Sie gewannen gegen Finnland 4:1, müssen aber auf Weltfußballerin Alexia Putellas (Kreuzbandriss) verzichten.

Der Erfolg gegen Dänemark nahm erst mal den Druck vom DFB-Team. So konnten die Spielerinnen einen freien Tag genießen, schlenderten entspannt durch London und registrierten die Lobeshymnen auf allen Kanälen.

„Es war ein total wichtiger Sieg, der Sicherheit gibt“, sagte Voss-Tecklenburg, verwies aber auf das 4:1 des nächsten Gegners: „Spanien hat gezeigt mit diesem enormen Ballbesitz, mit vielen Phasen dieser Präsenz, mit 34:4 Torschüssen, mit drei Kopfballtoren, was sie sonst auch nicht so machen, dass sie einfach eine super Mannschaft sind.“

Bei ihrer Galavorstellung waren die DFB-Frauen schon mal die Lieblinge des TV-Publikums. 5,95 Millionen Menschen sahen im ZDF das erste Gruppenspiel und sorgten nach Angaben des Senders für einen Marktanteil von 25,9 Prozent. Die Live-Übertragung war damit die erfolgreichste Fernsehsendung des Tages. „Natürlich ist es jetzt ein schönes Zeichen in Europa, auch nach Deutschland. Ich hoffe, dass die Euphorie ein bisschen übergesprungen ist“, sagte Mittelfeldspielerin und Torschützin Lina Magull. Innerhalb von 90 Minuten zerstreuten die DFB-Frauen erst einmal alle Zweifel, die sich in den vergangenen drei Jahren seit dem WM-Viertelfinal-Aus in Frankreich angesammelt hatten.  dpa

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