Birmingham – Zu Wochenbeginn haben die deutschen Beachhandballerinnen dann ja wieder das gemacht, was sie zuletzt meistens machten: sie gewannen. Gegen Mexiko (2:0) und Argentinien (2:1) gab es Siege. Und wenn es gegen die Südamerikanerinnen auch knapp war – man ist drin, in den World Games.
Der Traum vom nächsten Titel lebt. Auch wenn Bundestrainer Alex Novakovic die Dinge zuletzt noch eher defensiv formulierte. „Wir tun alles dafür, hier unsere beste Leistung zu zeigen“, sagte der Ismaninger. Doch natürlich ist das Ziel Gold für ein Team, das erst vor drei Wochen nach dem Europa- auch den Weltmeistertitel einspielte.
Wobei Birmingham, die größte Stadt des US-Bundesstaates Alabama, zumindest die ungewöhnlichste Bühne für Novakovics Ensemble ist. Man ist Teil der Weltspiele der nicht olympischen Disziplinen. Was das heißt, davon hat der deutsche Tross am Donnerstag erlebt. 60 000 Menschen jubelten den rund 6000 Sportlern bei der Eröffnung zu. „Schon mehr als ein Hauch von Olympia“, wie Novakovic fand.
Und seine Frauen sind so etwas wie die Zugpferde einer Wettkampfwoche, bei der Traditionelles (Faustball. Squash), Trendiges (Frisbee) und Ungewöhnliches (Rettungsschwimmen) vereinigt wird. Auch für den Spartensender Sport1, der das Spektakel mehr als zehn Stunden täglich in die Wohnzimmer überträgt. Bei der letzten Auflage 2017 in Breslau lockte Beachhandball bis zu 250 000 Menschen vor die Fernseher. „Es wäre schön, wenn es sich wieder in diese Richtung bewegt“, sagte Chefredakteur Pit Gottschalk.
Dafür soll auch Isabell Klein sorgen. Die Ex-Nationalspielerin in der Halle war einst selbst im Sand erfolgreich und wird nun als Expertin für Sport1 Sport1 am Donnerstag- und Freitagabend die spektakuläre Strandvariante erklären, bei der Tore gerne aus einer Pirouette geworfen werden, weil sie dann doppelt zählen.
Dass sie einen Titelkandidaten begleitet, überrascht sie nicht. „Im Handball-Bund gab es frühzeitig Leute, die das Potenzial erkannt und die Disziplin gefördert haben“, sagte die 38-Jährige. Leute wie Alex Novakovic eben, der bereits seit 2014 als Auswahltrainer aktiv ist. Und Novakovic hat ein Ensemble geformt, das nicht nur über mehrere Jahre eingespielt ist. Man hat auch Trumpfkarten, die andere Nationen nicht zu bieten haben. Allen voran Torfrau Katharina Filter, die zuletzt beim Bundesliga-Dritten Buxtehude in der Halle das Tor hütet. „Dazu kommt eine athletische, starke Abwehr, die auf Kathi abgestimmt ist“, sagte Isabell Klein, „das ist schon viel wert.“ Ob es so bleibt, bleibt abzuwarten – es ist die Frage, wie lange Spitzenkräfte aus der Halle die Doppelbelastung auf sich nehmen.
Die Perspektive des „echten“ Olympia wäre da sicher kein schlechtes Argument. Doch da stehen die Karten für die sprunghaft wachsende Disziplin bislang eher schlecht. Mit dem letzten Vorstoß für die Spiele 2024 blitzten die Handball-Verbände noch ab. PATRICK REICHELT