Eine Sport-Plattform, sie alle zu finden und auf ewig zu binden – so oder so ähnlich könnte man, in Anlehnung an das legendäre Herr-der-Ringe-Gedicht, die Zukunftspläne von Ex-DFL-Chef Christian Seifert und seines neuen Streamingdienstes von S Nation Media benennen.
Der 53-jährige Manager hat 16 Jahre alles dafür gegeben, den Fußball möglichst populär und beliebt zu machen. Nun hat er die Seiten gewechselt. Das „S“ in S Nation soll für die Sportnation Deutschland stehen, an die Seifert trotz des auch von ihm geschaffenen Fußball-Übergewichts weiterhin glaubt.
Die Rechte der Bundesligen der Volleyballer, Basketballer und Tischtennisspieler waren bereits gesichert. Jetzt kommt – nach der zwischenzeitlichen Absage der Eishockey-Liga – mit den Handballern ein weiteres Pfund dazu. Der bisher übertragende TV-Sender Sky dürfte sich ärgern, zumal man es sich intern auf die Fahne geschrieben hatte, keine weiteren Rechte zu verlieren. Die Einschaltquoten pendelten zuletzt in etwa zwischen 100 000 und 200 000 Zuschauern. Wie groß das Potenzial dieser Sportart ist, zeigen aber vor allem immer wieder die großen Turniere der Nationalmannschaft.
Und genau da will Seifert ansetzen. Er will die Potenziale abrufen und fördern und stärker in Content und Berichterstattung investieren. Will meinen: es soll zukünftig nicht nur das Spiel an sich übertragen werden, sondern auch Geschichten über die Protagonisten. Für den (Rand-)Sport ist das eine gute Nachricht, denn nur so steigert man die Wahrnehmung bei einem breiteren Publikum. Dass Seifert regelmäßig Spiele frei empfangbar ausstrahlen will, ist ebenfalls eine smarte Herangehensweise. Allerdings ist es nach wie vor eine Herausforderung, den Zuschauer ins Internet oder zu ungewohnten TV-Sendern zu bewegen.
Den Preis für das neue Paket, der bei rund 15 Euro liegen soll, ist fair. Und klar, es ist wieder ein neues Abo, das man als Fan abschließen muss. Aber die gebotene Vielfalt könnte ein Anreiz sein, sich vom zersplitterten Fußball abzuwenden. Vielleicht denken dann auch die Eishockey-Bosse um und es entsteht tatsächlich eine umfassende Plattform, die es mit dem scheinbar übermächtigen Fußball aufnehmen kann. Das Bemühen von Seifert jedenfalls ist löblich, ob es Erfolg haben wird, darüber entscheiden die Sportfans.
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